Es höchste Zeit. Zeit, angesichts des Klimawandels jede nur erdenkliche Massnahme zu ergreifen, um etwas gegen die Hitze und die schlechte Luft in der Stadt Zürich zu unternehmen. Das sagten sich die Grünen und verlangten am Mittwochabend in einem Vorstoss im Stadtparlament die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Vertikalbegrünung.
Neues Kompetenzzentrum nur ein Wasserkopf?
Pflanzen auf Hausdächern und an Fassaden wirken sich nämlich positiv auf das Klima in einer Stadt aus, waren auch die meisten anderen Parteien der Ansicht. Doch braucht es dafür gleich ein Kompetenzzentrum? Nein, fand zum Beispiel EVP-Gemeinderätin Claudia Rabelbauer: «Wir wollen keinen bürokratischen Wasserkopf, sondern nur ein besseres Klima.»
Die Alternative Liste störte sich an der verbindlichen Form der Motion und stellte sich auf die Seite ihres Stadtrats Richard Wolff, der den Vorstoss nur als Postulat entgegennehmen wollte.
Bedenken wegen grossem Aufwand
Andere Bedenken meldete die FDP an. Vertikalbegrünungen brächten auch einen hohen Energieverbrauch und Kosten mit sich, mahnte Andreas Egli: «Sie benötigen eine konstante Bewässerung und eine gute Isolation der Pflanzentröge, wenn die Pflanzen im Winter nicht absterben sollen.»
Ein SVP-Sprecher zweifelte ganz generell den Einfluss der Menschheit am Klimawandel an, weshalb auch Fassadenbegrünungen überflüssig seien.
Der Kniff der SP
Die Motion der Grünen fand trotz aller Bedenken eine klare Mehrheit von 81 Ja- zu 37 Nein-Stimmen (FDP und SVP) im Zürcher Gemeinderat. Ausschlaggebend dafür war eine Textänderung der SP, welche das Kompetenzzentrum wieder aus dem Vorstoss entfernte und mit dem Auftrag an den Stadtrat für eine generelle Förderung von befplanzten Fassaden ersetzte. Die GLP unterstützte von Beginn an beide Varianten.
Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL) hatte vergeblich argumentiert, dass es für die Intensivierung der Bemühungen keine Gesetzesänderung und keinen Kredit brauche. SP, Grüne, GLP, AL und EVP aber genügte der «gute Wille» des Stadtrats nicht. Zu wenig habe er bisher von sich aus in diesem Bereich unternommen. Ann-Catherine Nabholz von der GLP drückte es so aus: «Er handhabte das Thema wie ein Mauerblümchen statt als Fassadenbegrünung.»