Wer beim Skifahren sparen will, wachst die Ski selber. Das ist kein Hexenwerk: Es braucht dazu ein Bügeleisen und Wachs. Diesen gibt es für ein paar Franken im Handel.
Jetzt warnt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vor Produkten, die auf Fluorkohlenstoff-Verbindungen basieren. «Beim Wachsen mit Heisswachs entstehen Dämpfe», sagt Christian Kropf, wissenschaftlicher Mitarbeiter des BAG. «Über die Atmung gelangen so Stoffe aus dem Wachs in den Körper, wo sie über Jahre verbleiben.»
«Langzeitfolgen machen uns Sorgen»
Durch das Einatmen der Wachsdämpfe können kurzfristige Reizungen der Atemwege und der Augen auftreten. «Sorgen machen uns aber vor allem die Langzeitfolgen», sagt Kropf.
So wisse man heute, dass Fluorkohlenstoff-Verbindungen die Cholesterinwerte erhöhen und das Immunsystem schwächen. Zudem hätten die Stoffe negative Effekte auf die Fortpflanzung und auf die menschliche Entwicklung: «Beispielsweise kann das Gewicht von Neugeborenen reduziert sein, wenn die Mutter oft solchen Stoffen ausgesetzt war.»
Betroffen sind selbstredend insbesondere Skiwachstechniker. Bei diesen konnten in Studien auch noch Jahre nach der Exposition unverändert hohe Konzentrationen im Blut festgestellt werden. «Die Fluorverbindungen werden im Körper kaum abgebaut», sagt Christian Kropf.
Wegen der langen Halbwertszeit rät das BAG auch Hobbyfahrern vor der Verwendung solcher Produkte ab. «Es gibt fluorfreie Alternativen – diese sind in der Regel entsprechend angeschrieben.»
Internationaler Skiverband verbannt Fluorkohlenstoffe
Genauso wie die Fluorverbindungen im Körper nicht abgebaut werden, bleiben sie auch in der Umwelt bestehen. In der EU sind deshalb ab Sommer 2020 Produkte mit besonders giftigen Verbindungen verboten, die Schweiz hat dieses Verbot übernommen und bereits umgesetzt.
Einen Schritt weiter geht der Internationale Skiverband FIS. Er will fluorhaltige Wachsprodukte ganz verbieten. Ab der Saison 2020/2021 sollen sie bei FIS-Veranstaltungen nicht mehr erlaubt sein. Der Verband hat die Absicht Mitte Februar noch einmal bestätigt und mitgeteilt, dass nun die Prüfmethoden ausgearbeitet würden.
Die Umsetzung des Verbots sorgte bereits für Kritik, weil noch unklar ist, wie kontrolliert werden soll. Die Fluorverbindungen hinterlassen Spuren auf der Piste. Es besteht also die Möglichkeit, dass auch ein «sauberer» Fahrer Rückstände an seinen Ski hat. Zudem befürchten insbesondere Langlauffahrer massive Zeitverluste, da Fluorverbindungen die Ski-Gleitfähigkeit erhöhen.
Produkte im Freien anwenden
Während fluorhaltige Skiwachse im Profisport schon bald tabu sein könnten, sind sie für Hobbysportler weiterhin zugelassen. Wer entgegen den Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit dennoch mit solchen Wachsen arbeitet, sollte dies im Freien tun.
«Keinesfalls sollte man im Keller wachsen», sagt Experte Christian Kropf. Und er weist darauf hin, dass fluorhaltige Skiwachse nicht mit dem Hauskehricht entsorgt werden sollten. «Geben Sie diese Produkte bei einer Sammelstelle ab.»
Espresso, 19.02.2020, 08.13 Uhr