Männer, die zu viel Alkohol tranken, Frauen, die ein uneheliches Kind hatten: Noch bis 1981 wurden in der Schweiz Zehntausende von ihnen weggesperrt – verwahrt in Erziehungsanstalten oder im Gefängnis.
Viele davon leben nicht mehr. Doch sie haben schriftliche Spuren hinterlassen: Ihre Lebensgeschichten finden sich in Verhörprotokollen oder in Briefen, die in den Archivdossiers aufbewahrt werden. Briefe, die von der Gefängnisleitung abgefangen und daher niemals abgeschickt wurden.
Um den Verwahrten doch noch eine Stimme zu geben, hat die «Unabhängige Expertenkommission Administrative Versorgungen» ein Buch in mehreren Bänden herausgegeben. Viele Dokumente dazu fand die Kommission in der Freiburger Strafanstalt Bellechasse.
Die analysierten Dokumente verdeutlichen die Sorge der betroffenen Personen um den körperlichen Verfall: In vielen Briefen wurden Beschwerden wegen gesundheitlicher Probleme oder mangelnder medizinischer Versorgung geäussert.
Die Arbeitsbedingungen waren in der Regel so schlecht, dass sie als zusätzliche Strafe neben der Inhaftierung empfunden wurden. Besonders belastete die Betroffenen die Unsicherheit über den Zeitpunkt ihrer Entlassung und die damit verunmöglichte Lebensplanung.