«Chumm mir wei ga Chrieseli günne» – so beginnt das bekannte Kinderlied. Doch Kirschen werden längst nicht mehr nur einzeln von Bäumen gepflückt, häufig werden die Bäume geschüttelt und die Kirschen auf diese Weise tonnenweise mit modernen Maschinen geerntet. Vor allem, wenn es um Kirschen für die Industrie geht – zum Beispiel um Brennobst.
Rund 20 Aargauer und Solothurner Bauern haben sich nun in einem Verein zusammengeschlossen. Sie ernten ihre Kirschen gemeinsam, haben gemeinsam die für die Ernte notwendigen teuren Maschinen angeschafft. Ein Modell mit Zukunft, glaubt Andreas Steinacher, Präsident der Aargauer Obstproduzenten. «Das ist ein Leuchtturm-Projekt», sagt er.
Teure Maschinen teilen
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die teuren Erntemaschinen werden häufiger genutzt, das finanzielle Risiko ist auf mehrere Bauern verteilt. Zudem helfen sich die Bauern aus dem Zurzibiet, dem Fricktal und dem Schwarzbubenland gegenseitig bei der Ernte, sparen also Arbeitskräfte.
Natürlich würden auch andere Bauern teure Maschinen teilen, gibt Andreas Steinacher zu. Aber: Diese enge Form der Zusammenarbeit sei einmalig. So helfen sich die Bauern im Verein auch finanziell aus, zum Beispiel bei schlechten Ernten. Es komme immer wieder vor, dass beim einen oder anderen Bauern die Ernte weniger gut ausfällt.
Gerade in diesem Bereich bestehe auch für andere Bauern noch sehr viel Potential. «In der Landwirtschaft fehlt es häufig an Solidarität», schrieb denn auch die Bauernzeitung, welche über die ungewöhnliche Zusammenarbeit informierte.
Gemeinsam stärker, auch beim Verkauf
Die Kirschen-Bauern gehen also weit. Nicht nur bei der Ernte, auch beim Verkauf. Denn sie vermarkten ihre Ernte auch gemeinsam. So kommen die Bauern auf ein Gesamtvolumen von bis zu 300 Tonnen pro Jahr. Diese grosse Menge stärkt ihre Verhandlungsposition, wenn es um Preisverhandlungen mit grossen Abnehmern geht. Die Kirschen aus den Kantonen Aargau und Solothurn werden unter anderem von den bekannten Brennereien Hummel (Stetten AG) und Diwisa (Willisau LU) verarbeitet.
«Unsere Marktmacht, da muss noch etwas gehen. Dass wir eben gemeinsam auftreten gegenüber unseren Abnehmern», sagt Andreas Steinacher. Auch aus dieser Optik sei die neuartige Zusammenarbeit der Kirschenobst-Bauern ein Vorbild für die ganze Branche.