Die Ausserrhoder Filmemacherin Livia Vonaesch hat für den Dokumentarfilm «Home is the Ocean» sieben Jahre lang die Schweizer Familie Schwörer begleitet, die auf einem Segelboot lebt. In der SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten» spricht sie über das herausfordernde Projekt.
Es gab Momente, da wusste ich nicht, wies weitergeht. Es gab viele Hochs und Tiefs.
«Ich habe selbst mit ihnen auf dem Boot gelebt, gesegelt und gearbeitet», erzählt Vonaesch. Die gemeinsame Zeit auf nur 20 Quadratmetern sei für alle immer wieder herausfordernd gewesen. «Es gab Momente, da wusste ich nicht, wie es weitergeht. Es gab viele Hochs und Tiefs.»
Das Projekt stellte alle Involvierten regelmässig vor Herausforderungen. «Ich habe sehr intime Momente miterlebt, musste aber auch immer wieder Distanz als Regisseurin wahren», erklärt Vonaesch.
Auch hätten weder sie selbst noch die porträtierte Familie im Vorfeld genau abschätzen können, was die Zusage zu so einem Projekt am Ende genau für die Involvierten bedeuten würde. «Für mich selbst war auch nicht klar, was es heisst, so ein Leben zu führen. Ich denke, wir mussten uns alle immer wieder neu darauf einlassen.»
Ich fand es auch wichtig, dass ich in Momenten dabei bin und filme, wenn es ihnen nicht so gut geht.
Es sei ein ständiges Aushandeln gewesen, wie viel Nähe zwischen der Familie und der Kamera erlaubt sei. «Ich fand es auch wichtig, dass ich in Momenten dabei bin und filme, wenn es ihnen nicht so gut geht. In diesen Situationen lässt man sich ja nicht gerne filmen. Aber ich wollte da dabei sein, weil es ja wichtig ist zu zeigen, was es wirklich heisst, so zu leben.»
Aufwachsen ohne feste Strukturen
Besonders fasziniert habe sie, wie die Kinder in dieser Umgebung aufwachsen würden. Bereits im frühen Kindesalter hätten sie kleinere Aufgaben im Bootsalltag übernommen. Später seien sie von den Eltern unterrichtet worden, besuchten nur gelegentlich und für kurze Zeit Schulen an Land.
Die älteste Tochter habe irgendwann den Wunsch geäussert, länger an Land zu bleiben. «Die Eltern sind darauf eingegangen», sagt Vonaesch. «Sie haben nach Lösungen gesucht.» Denn das Leben auf See biete zwar Erlebnisse, die andere Kinder nicht haben, erschwere aber den Aufbau von sozialen Beziehungen ausserhalb der Familie.
Es war für uns alle eine Reise ins Ungewisse.
Mit «Home is the Ocean» hat Livia Vonaesch keinen klassischen Dokumentarfilm geschaffen, sondern einen beobachtenden Film, der keine einfachen Antworten liefert. «Das Projekt hat sich immer wieder verändert», sagt sie. «Es war für uns alle eine Reise ins Ungewisse.»
Die Schwörers hätten sich bewusst für ein Leben entschieden, das sich an den Gegebenheiten der Umwelt orientiert. «Sie erzählten mir, dass sie im Film genau das gespürt haben: die Natur, das Leben auf dem Boot», sagt Vonaesch. «Das hat mich sehr berührt.»