Regenarme Monate und ein heisser Sommer haben Boden und Wald ausgetrocknet. Bis vor wenigen Tagen galt während mehrerer Wochen fast überall in der Schweiz ein allgemeines Feuerverbot, auch im Kanton Zürich. Mit der Trockenheit kommt auch der Borkenkäfer. Unser Wochengast, der Zürcher Kantonsforstingenieur Konrad Nötzli, sieht vor allem die Rottanne gefährdet.
SRF: Auf den ersten Blick scheint der Wald auf dem Käferberg in der Stadt Zürich intakt. Wie geht es dem Zürcher Wald wirklich?
Konrad Nötzli: Allgemein kann man sagen, dass der Zürcher Wald einen strengen Sommer hatte. Allerdings ist der Zustand des Waldes unterschiedlich. Die Bäume haben mehr oder weniger gelitten, je nach Baumart. Stark geschwächt ist die Rottanne.
Es gibt Stellen im Wald, da hat der Borkenkäfer ein richtiges Loch in den Wald gefressen. Viele Rottannen mussten bereits gefällt werden.
Was ist denn das grössere Problem für den Wald: Die lange Trockenheit oder der Borkenkäfer?
Bei der Rottanne ist es eine Kombination von beiden Aspekten. Bereits letztes Jahr konnte sich der Borkenkäfer vermehren und ausbreiten. Der Sturm «Burglind» anfangs Januar 2018 fällte viele Bäume. Dieses Sturmholz wurde zwar weggeräumt, aber es gab viele Bäume, die beispielsweise an den Wurzeln beschädigt wurden. Das heisse und trockene Wetter hat diesen Bäumen den Rest gegeben, der Borkenkäfer konnte sich nochmals stark ausbreiten. Ist der Baum befallen, dann muss er gefällt werden.
Wie stark gefährdet sind die Wälder im Kanton Zürich?
Die Wälder können diesen Sommer 2018 als Einzelereignis verkraften. Es geht aber vielmehr um die Frage, wie sich das Wetter und das Klima hier bei uns entwickelt und verändert. Sollten sich diese heissen Sommer wiederholen, dann sind auch Laubbäume stark gefährdet, zum Beispiel die Buche.
Was würde ein solcher Klimawandel für den Wald bedeuten?
Der Zürcher Wald wird vermutlich etwas anders aussehen. Allerdings rate ich von einem radikalen Umbau ab, weil die Klimaforscher noch nicht genau wissen, wie sich das Klima bei uns entwickelt. Wichtig ist aber, dass der Wald gut durchmischt ist. In diesem Milieu kann auch die Rottanne länger überleben. Ausserdem müssen Bäume gepflanzt werden, die ein heisses und trockenes Klima besser ertragen. Die Herkunft einer Eiche wird dann nicht mehr aus dem Norden, sondern aus dem Süden sein.
Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi.