Die Gesundheitsdirektoren der beiden Basel hatten grosse Hoffnungen in die Spitalfusion gesetzt. Diese wurde im Februar allerdings von der Basler Stimmbevölkerung abgelehnt. Thomas Weber und Lukas Engelberger suchen nun andere Wege, um das Kostenwachstum im Gesundheitswesen zu bremsen. Sie wollen nun Mindestfallzahlen pro Chirurg einführen.
Konkret fordert dieses Steuerungs-Instrument, dass jede Chirurgin und jeder Chirurg pro Jahr eine Mindestzahl an Operationen auf ihrem Gebiet durchführen muss. Wird diese Vorgabe nicht erreicht, dürfte der Chirurg diese Operationen in Zukunft nicht mehr anbieten.
Wir wollen eine möglichst gute Qualität gewährleisten bei einer möglichst hohen Wirtschaftlichkeit
Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger sagt, die Mindestfallzahlen würden helfen, die Qualität zu heben und gleichzeitig die Kosten zu senken. Denn «Übung macht den Meister» – darauf baut das System der Mindestfallzahlen.
Zürich kennt Mindestfallzahlen bereits
Im Kanton Zürich und im Ausland sind Mindestfallzahlen bereits gang und gäbe. Dort seien die gewünschten Effekte auch eingetreten, sagt Engelberger. Allerdings bedeutet das System auch, dass einzelne Chirurgen nicht mehr für bestimmte Operationen zugelassen werden: «Möglicherweise sollte man weniger Kliniken haben, die gewisse Operationen anbieten und diese dort auch auf weniger Schultern verteilen.»
Kritik von Spitälern
Betroffen von diesem Systemwechsel wären sowohl öffentliche wie auch private Spitäler. Dort gibt es deutliche Kritik am Vorschlag der Gesundheitsdirektoren. Stephan Fricker, Direktor der Merian Iselin Klinik, sagt: «Die Qualität hängt nicht nur von der Menge ab. Hundertmal schlecht operiert, bleibt schlecht.» Neben den Fallzahlen müssen daher noch weitere Aspekte in die Beurteilung der Operateure einfliessen, sagt Fricker.
Die Qualität hängt nicht nur von der Menge ab. Hundert Mal schlecht operiert, bleibt schlecht.
Ausserdem warnt Fricker davor, dass falsche Anreize gesetzt würden. Ärzte könnten in Versuchung geraten, Operationen zu empfehlen, die nicht nötig sind, um ihre nötigen Fallzahlen zu erreichen.
Höhe der Fallzahlen ist entscheidend
Bedenken wegen falschen Anreizen gibt es auch im Kantonsspital Baselland. Deren Mediensprecherin, Anita Kuoni, sagt: «Wir sind auch verantwortlich für die Ausbildung junger Ärzte Falls die Chefärzte vor allem noch auf ihre Fallzahlen achten, kommt die Lehre zu kurz.»
Diese Kritikpunkte möchte Lukas Engelberger berücksichtigen. «Wir dürfen nicht zu hohe Fallzahlen ansetzen. Sie müssen auch der medizinischen Qualität dienen.»