Alleine in der Ostschweiz gibt es 25 Spitäler - finanziert durch die öffentliche Hand. Privatkliniken nicht mitgezählt. Alleine im Kanton St. Gallen gibt es neun Spitäler auf eine halbe Million Einwohner. In Appenzell Ausserrhoden sind es zwei öffentliche Spitäler auf knapp 55'000 Einwohner, in Graubünden zehn Spitäler für knapp 200'000 Einwohner.
Das Spital, welches in letzter Zeit am meisten für Schlagzeilen sorgte, ist das Spital im ausserrhodischen Heiden. Dieses fuhr im vergangenen Jahr ein Defizit von knapp fünf Millionen Franken ein, hauptverantwortlich dafür war der Bereich Chirurgie. Eine Schliessung dieses Bereichs war Thema, davon wurde dann aber abgesehen. Auch eine Schliessung des Gesamtspitals ist kein Thema.
St. Gallen hält an Spitälern fest
Ähnlich die Situation im Kanton St. Gallen. Hier wird in den nächsten Jahren eine knappe Milliarde in Infrastruktur und Ausbauarbeiten investiert, an den Standorten aber wird nicht gerüttelt. Vielmehr gehe es darum, ein Netzwerk zu schaffen und Leistungskonzentrationen vorzunehmen, sagt die St. Galler Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann.
Wir haben Leistungskonzentrationen seit Jahren umgesetzt und werden dies auch weiterhin tun. Es ist wichtig zu analysieren, wo wir was anbieten.
Graubünden wehrt sich gegen Mindestfallzahlen
Und genau bei den Leistungskonzentrationen beginnen die Diskussionen - vor allem bei regionalen Spitälern. Fragen wie, wo sollen welche Operationen durchgeführt werden und braucht es dafür Begrenzungen, beschäftigen auch den Bündner Regierungsrat Christian Rathgeb. Er wehrt sich dagegen, dass Mindestfallzahlen, so wie sie der Bund auch bei einfacheren Eingriffen wie beispielsweise einer Hüftoperation will, eingeführt werden. Ausschlaggebend für eine gelungene Operation sei nicht die Mindestfallzahl pro Spital, sondern die Erfahrung und damit auch die Fähigkeiten des jeweiligen Arztes.
Wir haben beispielsweise in Graubünden Ärzte, die an verschiedenen Spitälern operieren.
Rathgeb malt ein düsteres Bild an die Wand, wenn Mindestfallzahlen für die Regionalspitäler in Graubünden eingeführt würden mit der Begründung, dass es dann weniger Komplikationen gebe, und spricht von einem «Zusammenbruch des heutigen dezentralen Versorgungssystems».
Finanzierung neu regeln
Der Gesundheitsökonom Bernhard Güntert widerspricht den Aussagen der beiden Gesundheitsdirektoren. Für ihn ist klar: «Alle Spitäler werden wir uns in Zukunft nicht mehr leisten können.» Und er betont auch, dass die Spitalversorgung in Zukunft in einem anderen System angeboten und finanziert werden müsse.
Ein Spital muss nicht rentieren, es darf einfach nicht defizitär sein.
Pionierprojekt im Prättigau
Ein solches mögliches Modell gibt es im Prättigau bereits, dort geht man bezüglich Gesundheitsversorgung neue Wege: Die Altersheime, die Alterswohnungen, die Spitex und das Spital, sie alle werden von ein und derselben Stiftung betrieben. Das Modell, alles unter einem Dach zu vereinen, hatte vor rund 15 Jahren Pioniercharakter. Hauptgeschäftszweig ist der Betrieb des Regionalspitals in Schiers mit rund 180 Mitarbeitenden.