20 Meter hoch ist das natürliche Felsenfenster in den Tschingelhörnern zwischen den Kantonen Glarus und Graubünden: Das Martinsloch. Zweimal im Jahr ist bei diesem Loche eines der seltensten Naturschauspiele zu bewundern, das bereits seit Jahrhunderten Anlass zu Sagen und Spekulationen gibt. Bei klarem Himmel scheint die Sonne während ihres Aufstiegs am Himmel für wenige Minuten durch das Martinsloch. Ihre Strahlen berühren dabei genau die Turmspitze der Elmer Kirche. Der Standort der Kirche dürfte daher kein zufälliger sein und legt die Vermutung nahe, dass er wegen seiner astronomischen Eigenschaften gewählt wurde.
Selten ist das Ereignis, aber noch seltener ist es, wenn auch noch der Vollmond durch das Felsenfenster scheint. Das letzte Mal war dieses Phänomen am 15. März 2006 zu beobachten.
Die Sage vom Martinsloch
Um die Existenz des Felsenfensters erklären zu können, wurden verschiedene Sagen ins Leben gerufen. Die am meisten verbreitete Geschichte erzählt vom Schafhirten Martin, der auf der Elmer Seite der Tschingelhörner seine Tiere hütete. Eines Tages kam ein Riese von Flims her den Berg hinauf und wollte die Schafe stehlen. Martin aber verteidigte tapfer seine Tiere und warf seinen schweren Stock nach dem Riesen. Doch anstatt diesen zu treffen, prallte der Stock mit dem spitzen Ende voran in die Felswand. Mächtiges Donnern und Grollen ertönte und grosse Steine rollten Richtung Tal. Wo der Stock die Felswand getroffen hatte, war nun ein dreieckförmiges Loch zu sehen. Das Martinsloch.
Eine andere Sage berichtet von einem Glarner Alphirten und einer Bündner Sennentochter, die sich durch diese Pforte in den Felsen fanden und sich daraufhin verliebten. Dies geschah an einem Martini, dem Martinstag am 11. November.