In St. Gallen findet dieses Wochenende zum ersten Mal ein Treffen der deutschsprachigen Wikipedia statt. Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschen sich an Vorträgen und Workshops aus.
SRF News: Urs Dahinden, an der Glaubwürdigkeit von Wikipedia wird immer wieder gezweifelt. Wie sehr darf man sich auf die Informationen verlassen?
Urs Dahinden: Es kommt ganz auf die Art der Information an. Wenn ich etwa wissen will, wie viele Menschen in Chile leben, kann ich mich auf Wikipedia verlassen. Andere Artikel, beispielsweise über die «Alternative für Deutschland», sind umstrittener. Da kommt es dann auch zu sogenannten «edit wars», also zu Schreibkriegen.
Das heisst, wenn wir beim Beispiel AfD bleiben, an einem Tag kann ein Parteimitglied einen Abschnitt über die Partei schreiben, der am nächsten Tag von einem Gegner geändert wird?
Genau. Die Autoren bleiben anonym, das ist das Problem bei Wikipedia. Das ist eine Einladung für den Missbrauch, also eine übertrieben positive oder negative Darstellung zu publizieren. Dann schreitet in der Regel ein Editor ein und bestimmt, welche Version jetzt gilt.
Muss Wikipedia etwas daran ändern?
Das wäre wichtig. Wikipedia muss Transparenz darüber schaffen, wer wirklich dahintersteht. Die Autoren sollten nicht anonym bleiben können.
Das Gespräch führte Marc Melcher