In unwegsamem Gelände den Weg finden, im Zelt übernachten, die Strukturen von Moränen und Gletschern verstehen: Das Projekt «Girls on Ice» will junge Frauen zwischen 15 und 17 Jahren ans Bergsteigen und die wissenschaftliche Feldforschung heranführen.
Angeleitet durch eine Bergführerin und Wissenschaftlerinnen erkunden die neun Mädchen den abgelegenen Findelengletscher oberhalb von Zermatt. Sie führen in Dreiergruppen Experimente durch, deren Ergebnisse sie nächste Woche am Paul Scherrer Institut, dem grössten Schweizer Forschungszentrum für Natur- und Ingenieurwissenschaften, präsentieren werden.
Weiblicher Nachwuchs fehlt
Mit diesem Projekt sollen junge Frauen für Naturwissenschaften und Bergsteigen gewonnen werden. Beide Bereiche sind Männerdomänen: Nur drei Prozent der Bergführerinnen in der Schweiz sind weiblich. Bei den Studienanfängerinnen in den Naturwissenschaften liegt der Frauenanteil bei rund 18 Prozent, wie Zahlen des Bundes 2017 aufzeigten. Die Forscherinnen wollen die Mädchen deshalb ermutigen, einen anderen Weg einzuschlagen als den in einen «klassischen Frauenberuf».
Wir wollen den Mädchen zeigen, dass sie auch in männerdominierten Berufen bestehen können.
Es gehe aber ganz generell darum, das Selbstbewusstsein der jungen Frauen zu stärken. Es tue den Mädchen gut zu merken, dass sie in diesem schwierigen Gelände bestehen könnten, sagen die Leiterinnen des Camps.
Idee stammt aus den USA
Entstanden ist die Idee für das Mädchencamp am Gletscher in den USA: 1999 führte die amerikanische Glaziologin Erin Pettit noch während ihrer Doktorarbeit die erste Expedition durch, aus der das Programm «Girls on Ice» entstand.
Ab 2012 expandierte das Programm unter der neu gegründeten Organisation «Inspiring Girls Expeditions». Daran angelehnt organisiert der Verein «Girls on Ice Switzerland» mittlerweile die dritte Gletscherexpedition für Mädchen in der Schweiz oberhalb von Zermatt.