Aus heutiger Sicht klingt es nach einer Utopie. Doch Anfang des 19. Jahrhunderts diskutierten Fachkreise ernsthaft über Wasserkanäle über und durch die Schweizer Alpen.
Man rechnete damals mit riesigen Wachstumsraten im Güterverkehr und suchte nach alternativen Verkehrsmitteln. Die Schwergüter auf die Flüsse und Seen auszulagern war eine naheliegende Idee.
Zu den konkretesten Ideen gehörte diejenige des Bündner Ingenieurs Pietro Caminada, der 1907 seine Pläne publizierte. Von Genua sollte es möglich sein mit dem Schiff via den Splügenpass in den Rhein und so bis an die Nordsee zu fahren. Einige Quellen deuten darauf hin, dass Caminada auch Gespräche am Gotthard führte.
Schiffstunnel
Die Steigung wäre mit einem von ihm patentierten System von geneigten Schleusen und Röhrenkanälen überwunden worden. Das Herzstück: ein 15 Kilometer langer Wassertunnel unterhalb der Passhöhe. Caminadas Studie sorgte weltweit für Aufsehen. Sogar die New York Times widmete dem «Waterway across the alps» eine Titelseite.
In Fachkreisen war man sich einig: technisch wäre das umsetzbar. Es entsprach dem Zeitgeist. Man hat den Suezkanal und den Gotthardtunnel gebaut, dann kann man auch mit Schiffen über die Berge.
Fehlende Finanzen
Gescheitert sind die transalpinen Wasserstrassenprojekte schlussendlich wegen fehlender Finanzen und dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Die grundlegende Idee einer Schiffbarmachung der Schweizer Flüsse und einer helvetischen Anbindung ans Mittelmeer hielt sich aber noch lange.
Die Schweizer Archive sind voll mit Berichten zur Schifffahrt. Insbesondere die Idee eines transhelvetischen Kanals von Basel in den Genfersee wurde auch noch in den Siebzigerjahren diskutiert.
Caminadas Idee auf der Theaterbüne
In Göschenen träumen einige auch noch diesen Sommer von einem Hafen und einer direkten Schiffsverbindung ans Meer – zumindest auf der Theaterbühne. Doch nicht alle Dorfbewohner sind gleich begeistert von dieser futuristischen Idee.