Im Werk des Pfarrers Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf kamen immer wieder zentrale Frauenfiguren vor, wie etwa Anne Bäbi Jowäger, Vreneli in «Uli der Knecht» oder Änneli in «Käserei in der Vehfreude». Für Heinrich Schütz, Leiter des Gotthelfzentrums in Lützelflüh, spielten Frauen eine tragende Rolle in den Familien und auf den Bauernhöfen des 19. Jahrhunderts. «Folglich stehen Frauen im Zentrum von Gotthelfs Werk.»
Frauen waren für Gotthelf ein Anziehungspunkt.
Dies sei aber nicht nur in seinem Werk so, auch in seinem Leben war Gotthelf den Frauen sehr zugetan. Sie hätten ihn mehr als die Wissenschaft interessiert, sagt Schütz weiter. Die Frauen seien für ihn ein Anziehungspunkt gewesen.
Seine Gedanken hat Heinrich Schütz am Bäregg-Frauen-Forum im Inforama Emmental vorgetragen. Im Mittelpunkt stand die Frage, was Gotthelf für ein Frauenbild hatte und was er der Frau von heute noch sagen kann.
Viele moderne Botschaften
Für Heinrich Schütz ist klar: Gotthelf hatte einen sehr visionären Blick auf die Stellung der Frau. «In seinem Werk stecken viele moderne Botschaften.» So hätte sich Gotthelf durchaus den Bauer als Hausmann vorstellen können. «Er war da erstaunlich emanzipatorisch.»
Die Landwirtschaft ist bei der Rollenverteilung weiter, als man das Gefühl hat.
Christine Wespi ist Beraterin am Inforama Emmental. Die Frauen spielten heute wie damals eine tragende Rolle in den Bauernbetrieben, sagt sie. Von Gotthelf könnten sie lernen, Selbstvertrauen zu haben: «Frauen dürfen stolz sein darauf, was sie alles tun für ihre Betriebe.»
Allerdings gebe es einen grossen Unterschied zu früher: «Heute haben die Frauen eine Ausbildung.» Was die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau anbelangt, gebe es in Bauernfamilien die gleichen Modelle wie überall sonst. Hier seien die Bauernleute weiter, als man meist das Gefühl habe.