In grossen Städten wie Zürich oder Bern gehören sie mittlerweile zum Alltag: Leihvelos, die in der Regel via Smartphone-App reserviert werden müssen und dann vor Ort freigeschaltet werden können.
Nun bietet auch die Aargauer Gemeinde Döttingen Velos an. Seit ein paar Tagen stehen mehrere Gratis-Velos am Bahnhof. Der Unterschied zu den Leihvelos in den Städten: Die Döttinger Velos sind nicht abgeschlossen und müssen nicht reserviert werden – wer eines will, nimmt es einfach.
Wer will, nimmt einfach ein Velo – kann das funktionieren? Mario Lerf ist überzeugt davon. Der Döttinger Bauverwalter ist Mitglied der Energiekommission, welche die Idee mit den Gratis-Velos hatte. «Wir wollen einfach die Leute animieren, mehr mit dem Velo und den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein», erklärt Lerf.
Döttingen hat 30 Occasions-Velos angeschafft. Laut der Lokalzeitung «Botschaft» standen diese zuvor in Zürich als Leihvelos im Einsatz. Dort waren sie als «Obikes» bekannt.
In Zürich standen die «Obikes» in der Kritik, keine guten Velos zu sein. Tatsächlich sind es lediglich Eingänger mit Vollgummi-Pneus und einem schweren Stahlrahmen. Das sieht man in Döttingen aber eher als Vorteil: «Es ist kein Hightech-Velo, das man klauen will», sagt Bauverwalter Lerf. Zudem sei das Velo dank Vollgummi-Pneu und Stahlrahmen sehr robust.
Damit die Velos nicht gestohlen oder zerstört werden, haben die Döttinger am Velokorb ein Warnschild angebracht: «Wer mich klaut oder absichtlich kaputt macht, kriegt Warzen», heisst der Spruch, der Velodiebe abschrecken soll.
Mario Lerf glaubt offenbar an das Gute im Menschen. Trotzdem weiss auch der Bauverwalter: Es kann sein, dass nicht alle Velos den Weg zurück zum Bahnhof finden. «Wenn ein Velo irgendwo herumsteht, am Waldrand zum Beispiel, wird das Bauamt auf seiner Tour durch das Dorf das Velo einpacken und am Bahnhof abladen».
Und sollten doch zu viele Velos verschwinden oder zu oft kaputt sein, werde man den Versuch halt wieder abbrechen müssen, sagt Lerf. In diesem Fall werden sich wohl die Döttinger Ärzte freuen. Sie werden dann mehr Warzen zu behandeln haben...