Das Schicksal von Marco Camenisch beschäftigt Journalist und Autor Kurt Brandenberger seit langem. «Marco Camenisch ist der Einzige der radikalen AKW-Gegner, der verhaftet und verurteilt wurde». Vor 15 Jahren versucht er zum ersten Mal mit Camenisch zu sprechen, hatte jedoch keinen Erfolg. Dieser liess ausrichten, er spreche nicht mit Journalisten.
Er hat immer gehofft, dass er nach zwei Drittel seiner sehr langen Strafzeit entlassen wird.
Als 2012 der Antrag für eine bedingte Entlassung vor dem Bundesgricht hängig war, unternahm der Journalist einen weiteren Versuch und reüssierte: Zusammen mit seinem Anwalt Bernard Rambert beschloss Marco Camenisch Fragen zu beantworten. Dazu sei er von seinem Anwalt ermuntert worden, sagt Kurt Brandenberger die sagten, er habe es nicht verdient in der Versenkung zu verschwinden.
Über 20 Mal besucht Brandenberger Camenisch im Gefängnis, hatte Einblick in das Tagebuch, Briefe und in die Gerichtsakten. Dazu sprach der Journalist mit rund 40 Weggefährten, Familienangehörigen oder Zeitzeugen. Drei Jahre dauerte die Arbeit an der Camenisch-Biographie.
Die Gefühle gegenüber Marco Camenisch schwankten zwischen Sympathie, Verständnis, Empathie und Ablehnung, Wut, Erschrecken.
Im Gespräch «Kurt Brandenberger über seine Camenisch-Biographie» (18') erzählt der Journalist unter anderem, wieso die Publikation fast scheiterte, ob er Marco Camenisch als politischen Häftling sieht und was die wichtigsten Informanten aus dem Buch strichen.
Buchvernissage am 16.4.2015 im Theater Neumarkt in Zürich, 20 Uhr.
Marco Camenisch anlässlich des Gerichtsprozesses 2004 vor dem Geschworenengericht in Zürich. Er wurde verurteilt für den Mord an einem Grenzwächter. Camenisch bestreitet die Tat.
(SRF1, Kulturstunde, 14:45 Uhr; habs)