In mehreren Rebbergen in der Bündner Herrschaft brannten in der Nacht grosse Wachskerzen. Aufgestellt in regelmässigen Abständen, sollten sie die Parzellen vor Frostschäden bewahren. Da diese Kerzen praktisch überall schnell vergriffen waren, konnte nur ein kleiner Teil der Winzer auf diese Methode zurückgreifen.
Bei einem ersten Augenschein heute Morgen, habe man denn in der einen oder anderen Parzelle, die dem Frost stark ausgesetzt war, bereits Schäden entdeckt, sagt Georg Fromm, Präsident der Bündner Winzer.
Schäden würden aus dem ganzen Anbaugebiet gemeldet. Einige Sorten habe es mehr getroffen als andere, sagt Fromm. Rund 10 Prozent der Pflanzen seien geschädigt, schätzt der Weinbaupräsident. «Dies bedeutet allerdings nicht, dass auch 10 Prozent der Ernte verloren sind», erklärt Fromm. Nun müsse man schauen, wie sich das Jahr weiter entwickelt.
Präventive Massnahmen haben gewirkt
Dass nicht noch mehr Rebstöcke Schaden genommen haben, führt Georg Fromm auf die präventiven Massnahmen zurück, die die Winzer ergriffen hatten. Vielerorts wurde das Gras in den Rebbergen gemäht, einige Weinbauern hatten den Boden aufgerissen um die Erdwärme zu nutzen. Dort wo Kerzen aufgestellt wurden, hätten diese sicher auch gewirkt.
Keine Heli-Einsätze in der Nacht
Ursprünglich sollten in der Nacht auch Helikopter aufsteigen. Die Bewilligung habe man schliesslich vom Bund erhalten, sagt Georg Fromm. «Allerdings hat die nur für zweimotorige Maschinen Gültigkeit gehabt, solche auf die Schnelle aufzutreiben war nicht möglich», erklärt Fromm weiter.
Ob man allerdings in der Nacht überhaupt geflogen wäre, sagt Fromm, sei fraglich. Die oberen Luftschichten waren nicht wirklich viel wärmer als die Luft am Boden, dies hätten Messungen am Abend gezeigt. Das wäre aber nötig gewesen, um Erfolg zu haben.
Einzig in Zizers ist am Morgen ein Helikopter aufgestiegen um die Luft durchzuwirbeln. Ziel war es, mit den Rotorblättern die Luft am Boden mit Luft aus der Höhe zu vermengen, um so die Temperatur in Bodennähe etwas zu erhöhen.
Lehren ziehen
Viele Winzer wurden vom Frost auf dem falschen Fuss erwischt und mussten hektisch reagieren. «Das letzte grössere Spätfrostereignis ist so lange her, dass viele Weinbauern sich gar nicht mehr daran erinnern», sagt Fromm. Viele hätten gar nicht daran gedacht. Praktisch niemand habe denn auch Frostkerzen im Weinkeller gehabt, sagt Fromm. Dies werde sich nun wohl ändern.
Fromm glaubt auch, dass viele Weinbauern im nächsten Jahr eine sogenannte Frostreserve am Rebstock stehen lassen werden. Dies ist ein weiterer Trieb, der im Falle eines Frostschadens als Reserve genutzt werden kann.