Bis Anfang Februar 2016 lief die Vernehmlassung zur 400 Seiten dicken Charta des Parc Adula. Seither wird das zentrale Dokument des Nationalparkprojekts überarbeitet. In einer Mitteilung schlägt jetzt der Verein Parc Adula Alarm.
Auf Anfrage von Radio SRF erklärt Peter Binz, Vorstandsmitglied und Gemeindepräsident von Medel, der Bund habe viel zu spät seine Meinung kundgetan: «Es kann nicht sein, dass man mit zusätzlichen Vorschriften das Projekt sechs Monate vor der Abstimmung in Frage stellt.»
Streitpunkt Umgebungszone
Laut den Promotoren sind die Spielregeln für die Umgebungszone umstritten. Hier müsse künftig weiterhin alles erlaubt sein, sagt Peter Binz und spricht von einem Kompromiss, den man mit der Bevölkerung «bottom-up» ausgehandelt habe. Das lasse sich nicht mehr ändern.
In einem Brief an die zuständige Bundesrätin Doris Leuthard heisst es, «angesichts der Stellungnahmen, die wir in den letzten Wochen von Ihren Bundesämtern erhalten haben, sind wir der Ansicht, dass auf Bundesebene keine gemeinsame Sichtweise in Bezug auf das Projekt besteht und dass der politische Wille zur Realisierung eines zweiten schweizerischen Nationalparks nicht gegeben ist» (siehe Kasten).
Nur «eine Rückmeldung zu einem Entwurf»
Überrascht angesichts der Kritik zeigt sich die Sprecherin des Bundesamts für Umwelt, Barbora Neversil. Es handle sich um eine Vorprüfung im Hinblick auf die Frage, «ob die Kriterien erfüllt sind, damit der Bund an das Projekt Geld geben kann».
Bei welchen Punkten der Bund Kritik geäussert habe, dazu sei momentan keine Auskunft möglich, nur soviel, es gehe um «technische Details». Öffentlich werde der Bund erst dann zur Charta Stellung nehmen, wenn diese definitiv sei.
Die Initianten künden im Brief gleichzeitig an, dass die Abstimmung in den 17 Park-Gemeinden am 27. November stattfinden soll. Mit diesem Zeitplan könnte es zum Konflikt kommen, dass die Bevölkerung über eine Charta abstimmt, die nachher nochmals angepasst werden muss.