Im Bereich der Stauanlage Punt dal Gall beim Lago di Livigno sei aufgrund technischer Probleme die Restwasserversorgung lahmgelegt worden, schreiben die Engadiner Kraftwerke, der Nationalpark, sowie das Bündner Amt für Jagd und Fischerei in einer gemeinsamen Mitteilung. Dies führte zu einem hohen Schlammanteil im Wasser. Die Lebensgemeinschaft im Spöl wurde weitgehend ausgelöscht.
Die Kraftwerke vermuten, dass Schlamm das Dotiersystem blockiert hat. Die zugehörigen Überwachungssysteme fielen aus. Das fehlende Wasser im Spöl sei in der Folge erst durch am Spöl patrouillierende Parkwächter festgestellt worden, schreiben die Engadiner Kraftwerke.
Schlamm statt Wasser
Nachdem die Grundwasserabflüsse geöffnet wurden, floss eine unkontrollierbare Menge Schlamm in das Bachbett des Spöls unterhalb der Staumauer Punt dal Gall beim Lago di Livigno. Dies hatte für die Bachflora und -fauna im betroffenen Bachabschnitt gravierende Folgen. Nach ersten Erkenntnissen verendeten auf einer Strecke von ca. 6 km Tausende von Fischen und die Bachsohle wurde auf derselben Strecke mit Schlamm zugedeckt.
Unabhängig vom Unfall verendeten zusätzlich Tausende von Fischen, nachdem sie in Punt dal Gall in das Triebwassersystem gerieten und die Turbinen des Kraftwerks Ova Spin passierten. Wieso diese Fische in das Triebwassersystem gerieten, sei noch nicht klar, heisst es in der Mitteilung.
Vorzeigeobjekt
Der Gebirgsbach im Nationalpark gilt europaweit als Vorzeigeobjekt in Bezug auf den Umgang mit Restwasser. Seit 15 Jahren nahmen Flora und Fauna im Bach wieder zu. Jetzt ist der Bach auf einer Strecke von sechs Kilometern völlig tot. «Ein Öko-Gau», heisst es beim Schweizerischen Nationalpark. Die Verantwortlichen sagen auf Anfrage, dass es vermutlich zehn bis 20 Jahre dauern würde, bis Flora und Fauna im Gebirgsbach wieder intakt seien.