Die Forscher um AdrianTreves von der University of Wisconsin, Miha Krofel von der Universität Ljubljana und Jeannine McManus von der University of Witwatersrand stellten anhand von zwölf Studien aus Amerika und Europa fest, dass Nutztiere am besten durch Herdenschutzhunde und visuelle Abschreckungen vor Raubtieren wie Wolf, Bär, Kojote oder Luchs geschützt werden. In 80 Prozent der untersuchten Fälle kamen danach weniger Nutztiere zu Schaden.
Schweizer Konzept mit Herdenschutzhunden funktioniert
Zum Wolf, der in der Schweiz immer wieder Schafe reisst, nahmen die Forscher sechs Studien unter die Lupe. Bei vier davon wurden Herdenschutzhunde oder Flatterbänder eingesetzt, um Wölfe von Nutztieren fernzuhalten. Diese zeigten überall die gewünschte Wirkung: Die Anzahl Risse ging zurück.
Abschüsse können kontraproduktiv sein
Weniger Wirkung zeigten Abschüsse, Giftköder und andere tödliche Methoden: Nur in 29 Prozent der untersuchten Fälle wurden weniger Nutztierschäden durch Raubtiere festgestellt. In manchen Fällen können Abschüsse sogar kontraproduktiv sein, wie die Forscher herausfanden. Das Töten von Kojoten und Pumas in Nordamerika führte in zwei der untersuchten Studien dazu, dass mehr Nutztiere angegriffen wurden.
Die Studie ist in der Spetmebreausgabe des Fachjournals «Frontiers in Ecology and the Environment» erschienen.
«Ich habe die Ergebnisse so erwartet»
Was paradox klingt, überrascht Reinhard Schnidrig, den obersten Schweizer Wildhüter im Bundesamt für Umwelt, nicht: «Ich habe die Ergebnisse so erwartet», sagt der Walliser. Denn Wölfe seien in Rudeln organisiert und hätten ein ausgeprägtes Sozialleben mit klaren Hierarchien innerhalb der Gruppe. «Es braucht die Alttiere. Wenn nun das Alpha-Männchen oder Alpha-Weibchen geschossen wird, zerschiesst man letztendlich das Rudel.»