Die Weisstanne hat in Graubünden einen besonders schweren Stand. Die jungen, saftigen Bäumchen sind eine Delikatesse für Reh, Hirsch und Gams. In Nordbünden gäbe es deshalb kaum neue Weisstannen, heisst es in einem Positionspapier des Vereins Graubünden Wald.
Dies gefährde den Schutzwald, sagt Mario Riatsch, Präsident von Graubünden Wald. Hinzu kommen Verbissschäden an anderen Baumarten wie Eiche oder Bergahorn. Das Positionspapier fasst die aktuelle Situation zusammen und formuliert Forderungen.
Das Problem – die Verbissschäden aufgrund der hohen Wildzahlen – bestreitet niemand. Das kantonale Amt für Wald und Naturgefahren hat in den letzten Jahren regelmässig Wildschäden thematisiert. Das Amt schätzt, dass ein Fünftel des Schutzwaldes verbissen und damit beschädigt sind.
«Mehr Blei im Wald»
Um den Druck auf die Bäume zu verringern, fordert Graubünden Wald deutlich höhere Abschusszahlen. Statt über 15'000 Hirsche dürfe es in den Bündner Wäldern künftig noch 10'000 Tiere im Wald haben, so wie es die Regierung bereits vor Jahrzehnten festgelegt habe.
Das Positionspapier präsentiert konkrete Vorschläge, wie die Jagd reformiert werden könnte. Im Gespräch erwähnt Mario Riatsch die Möglichkeit Wildasyle zu öffnen, Jungtiere bereits im September zu bejagen oder ein striktes Fütterungsverbot.
Für Wolf und Luchs
Der Verein begrüsst auch die Anwesenheit von Wolf und Luchs im Kanton, die den Hirschbestand verkleinern. Die Vorschläge liegen jetzt auf dem Tisch. Hinzu kommen zwei hängige Initiativen. Die Sonderjagdsinitiative will die Sonderjagd verbieten, die zweite Initiative mit dem Titel «für eine naturverträgliche und ethische Jagd» will die Jagd strenger regulieren.
Mit den Förstern, Forstingenieuren, Waldbesitzern und Leuten aus der Holzbranche gibt es nun Druck von dritter Seite. Wie soll die Bündner Jagd in Zukunft aussehen? Das Positionspapier von Graubünden Wald liefert neue Argumente und Fakten, aber auch Zündstoff für die Diskussion.
SRF 1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr