Am 3. Februar 1920 beschloss die Basler Regierung ein Versammlungsverbot. «Eine scharfe Verordnung», heisst im Basler Jahrbuch, habe damals «unter anderem alle öffentlichen und privaten Tanzanlässe und dergleichen verboten». Vier Tage später wurde dann auch die Fasnacht abgesagt, die Ende Februar hätte stattfinden sollen.
Der Grund: Eine Grippewelle zog durch die Schweiz. Versammlungsverbote sollten die Ausweitung der Krankheit verhindern. Interessant ist jedoch, dass die Grippewelle von 1920 gar nicht dramatisch war. Bis zum Fasnachtsverbot starben in Basel rund 20 Menschen. In den Jahren 1918 und 1919 dagegen waren in der Stadt rund 750 Frauen und Männer der Grippe zum Opfer gefallen. Dies erzählt Séveric Yersin, Historiker und Doktorand an der Universität Basel. Er forscht zu den Epidemien zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Verbot war präventiv
Als die Regierung die Fasnacht zunächst absagte (später wurde sie dann verschoben), war aber noch nicht klar, dass die Grippewelle eher harmlos verlaufen würde. Aus den Erfahrungen der vorangangenen zwei Jahre sei das Verbot nachvollziehbar, sagt Historiker Séveric Yersin. Möglicherweise habe das Verbot auch dazu beigetragen, dass die Grippewelle bald vorbei war.
Aus diesem Grund konnte die Fasnacht denn auch im gleichen Winter noch nachgeholt werden - vier Wochen später als geplant, Ende März. Es sei eine «sehr lebhafte Fasnacht» gewesen, sagt Roger Jean Rebmann, der in Basel Stadtführungen macht. Die Fasnacht 1920 war nämlich die erste Fasnacht nach dem 1. Weltkrieg. Die Baslerinnen und Basler hatten sie herbeigesehnt.
Es gab auch Kritik am neuen Datum
Das gilt allerdings nicht für alle Bewohner der Stadt. Einige Einheimische hätten sich nämlich am Datum gestört, hält das Basler Jahrbuch von damals fest. «Weite Kreise der Bevölkerung tadeln es, dass in der Vorwoche der Passionstage so laute und zerstreuende Vergnügen veranstaltet werden.»
Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr