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Hindernisfreies Bauen «Es gibt noch genug Hindernisse, die wir nicht beseitigen können»

Die Fachstelle Hindernisfrei Bauen Luzern (HBLU) setzt sich seit 30 Jahren für die Rechte von Behinderten im Rollstuhl ein. Dieses Engagement kommt aber nicht nur gut an: Jüngstes Beispiel ist die Siedlung «Feldbreite» in Emmenbrücke. Dieses Projekt ist blockiert wegen einer Einsprache des Vereins.

SRF News: Es ist ja so, dass neue Wohnsiedlungen im Kanton Luzern behindertengerecht gebaut werden müssen. Der Architekt Marc Syfrig sagt dazu, es wäre ihm lieber wenige Wohnungen behindertengerecht zu machen, dafür richtig, anstatt alle nur halbwegs behindertengerecht zu bauen. Er wünschte sich eine fundamentale Diskussion zu diesem Thema und möchte sich nicht dauernd dem Vorwurf aussetzen, Architekten seien gegen Behinderte. Frau Schwegler sind Sie eine Verhindererin?

Barbara Schwegler Peyer: Die einen sagen, wir würden innovatives Bauen verhindern und wir sagen, wir verhindern Bauten, die Hindernisse haben. Es ist bis zu einem gewissen Grad eine Ansichtssache auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick machen wir aber auch andere Erfahrungen; wir erhalten auch Rückmeldungen von Investoren, die unseren Bauberatern im Nachhinein danken. Es habe ihnen geholfen, dass wir insistiert haben, dass wir darauf beharrt haben. Das habe ihnen schliesslich geholfe, die Wohnungen einfacher zu verkaufen. Man findet in der Regel Lösungen, bei denen beide Seiten Ja sagen können. Auch unsere Leute müssen manchmal einen Schritt machen oder im Gespräch ergibt sich die Situation, dass man sagt: Jawohl, das müssen wir auch noch berücksichtigen.

Das Gesetz in Luzern sagt, dass alle Wohnungen einer Wohnsiedlung behindertengerecht sein müssen. Im Kanton Zürich zum Beispiel müssen nur die Wohnungen eines Stockwerks behindertengerecht sein. Ist man hier im Kanton Luzern sehr extrem?

Man kann sicher sagen, wenn wir in der Schweiz vergleichen, dass wir bezüglich hindernisfreies Bauen ein gutes Bau- und Planungsgesetz haben. Es ist ein Gesetz, das vom Kanton ausgearbeitet worden ist und das wir, die Stimmbevölkerung des Kantons Luzern, auch abändern können, wenn wir das Gefühl haben, es stimme nicht mehr für uns. Das ist dann der politische Prozess, der laufen muss.

Der Architekt Marc Syfrig sagt auch, dass er lieber weniger Wohnungen behindertengerecht bauen möchte, dafür aber mehr investieren und für Behinderte richtig attraktive Wohnungen gestalten würde. So könnte er andere Wohnungen modern machen, vielleicht auch mit Schwellen. Können Sie das nachvollziehen?

Aus Sicht des Architekten ist das gut nachvollziehbar. Die Frage ist einfach, sagen wir unseren Leuten, die eine Behinderung haben, «du darfst nur im Parterre wohnen, du darfst nicht in einer Attikawohnung wohnen»? Da machen wir Vorgaben, die nicht mehr in unsere Zeit gehören. Auch diese Leute sollen eine möglichst freie Wahl haben. Es gibt noch genug andere Hindernisse, die naturgegeben sind und die wir nicht beseitigen oder denen wir nicht im Voraus durch eine gute Planung begegnen können.

Ausschnitt aus dem Gespräch mit Barbara Schwegler Peyer, Präsidentin Fachstelle für hindernisfreies Bauen (HBLU). Das Interview führte Lea Schüpbach.

Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr

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