Den Tieren den Stress beim Transport zum Metzger ersparen: Das ist die Idee von Hof- und Weidetötungen. Die Tiere werden nicht zum Metzger gefahren, der Metzger fährt zu den Tieren.
Schweizweit haben bisher nur sechs Landwirtschaftsbetriebe Hof- oder Weidetötungen durchgeführt, dank Sondergenehmigungen der Kantone. Darunter Georges Blunier, der einen Hof im bündnerischen Paspels führt. Er ist überzeugt von den Hoftötungen: «Für die Tiere ist es definitiv stressfreier. Sie bleiben in ihrer gewohnten Umgebung und in der Herde.»
Weder bei den Tieren, die getötet werden, noch bei den anderen Kühen komme Unruhe auf, wenn der Metzger vor Ort sei. Blunier ist deshalb überzeugt: «Dass es nun eine schweizweite Regelung gibt, ist eine gute Sache.»
Fragezeichen bei den Kantonen
Etwas zurückhaltender ist der Bündner Kantonstierarzt Giochen Bearth. Auch er sieht zwar die Vorteile aus Tierschutzsicht. Allerdings hätte er sich strengere Richtlinien im Gesetz gewünscht. «Beispielsweise dürfen nicht nur Metzger, sondern auch Landwirte mit Fachkenntnissen Tiere auf dem Hof oder der Weide töten. Zu kontrollieren, ob dabei alle Vorgaben eingehalten werden, dürfte schwierig werden.»
Zu kontrollieren, ob alle Vorgaben eingehalten werden, dürfte schwierig werden.
Auch Robert Hess, der ad interim das Thurgauer Veterinäramt leitet, sieht noch offene Fragen beim Vollzug. So müsse man genau darauf schauen, dass nicht nur die Tierschutzvorgaben eingehalten werden, sondern auch die Lebensmittelgesetzgebung. Zudem gebe es noch kein einheitliches Bewilligungsverfahren. Dieses erarbeiten die Kantonstierärzte derzeit gemeinsam.
Einen Ansturm erwarten beide Kantonstierärzte nicht. Man rechnet mit einigen Gesuchen, Fleisch aus Hoftötungen dürfte aber ein Nischenprodukt bleiben.