Olivia Negri ist Lehrerin einer dritten Klasse in Binningen. Zurzeit nimmt sie mit ihren Schülerinnen und Schüler das Thema «Vom Korn zum Brot» durch. Eine Aufgabe der Kinder: Ein Rezept für die Verwertung von altem Brot im Internet suchen, ausprobieren und das Resultat fotografieren.
Die Chancengleichheit ist gefährdet
Ihr Ziel ist, dass die Kinder zwei bis drei Stunden pro Tag unterrichtet werden. Dafür stellt sie Arbeitsmaterial bereit, das die Eltern gestaffelt einmal in der Woche abholen kommen. Die grosse Herausforderung sei, so Olivia Negri, dass die Schüler bei der Stange bleiben, wenn keine Lehrerin dabei ist. Sie versucht das, indem sie via Videotelefonie den Kontakt aufrecht hält.
Wichtig sei aber, dass die Eltern den Kindern eine Struktur geben. Sonst seien diese schnell überfordert mit der Situation. Allerdings könnten nicht alle Eltern dies leisten. Zum Beispiel, weil sie weiterhin auswärts arbeiten müssen. «Ich versuche diese Schüler zusätzlich zu unterstützen, indem ich noch öfters mit ihnen telefoniere», sagt Olivia Negri.
Persönliche Beziehung kommt zu kurz
Sandra Wehrli unterrichtet an der Sekundarschule in Pratteln Mathematik, Chemie und Biologie. Ihr Eindruck ist, dass die meisten Schüler gut mit der neuen Situation zurechtkommen. Aber: Die persönliche Beziehung zwischen ihr und ihren Schülern komme eindeutig zu kurz, sagt Wehrli. Das sei vor allem für jene Jugendliche noch schwieriger, die noch keine Lehre gefunden hätten. Immerhin seien die Anforderungen für das Brückenangebot für diese Schulabgängerinnen und Schulabgänger gesenkt worden.
Unklar, wie die Leistung messen
Flavia Manella ist Englisch- und Deutschlehrerin an Gymnasium Muttenz. Für Ihre Schüler sind die technischen Mittel kein Problem, die jetzt zum Einsatz kommen. Aber sie findet es schwierig, dass sie die Leistung, welche die Jugendlichen erbringen, kaum bewerten könne. Dabei sei gerade das für viele Schüler wichtig, eine Art Orientierungshilfe, die jetzt fehle. Und weil Manella Englisch unterrichtet, wäre es auch gut, die Schüler würden die Sprache anwenden. «Das kommt jetzt eindeutig zu kurz». Manella plant deshalb eine Art Gruppenkurs. Sie will sich via Videotelefonie mit vier Schülerinnen und Schüler verbinden, und so in der Gruppe auf Englisch sprechen.