Die Nachricht hat Anfang Woche die Runde gemacht: Venezuelas Staatschef Nicolas Maduro streicht von der Landeswährung Bolivar fünf Nullen weg. Der Grund: Maduro will so die massive Inflationsrate bekämpfen.
Doch wie konnte es so weit kommen? Aufgrund seiner hohen Bodenschätze wäre Venezuela eigentlich sehr wohlhabend. Das südamerikanische Land weist die höchsten Erdölvorkommen weltweit auf.
Maduros Vorgänger Hugo Chavez finanzierte seine sozialistische Politik fast ausschliesslich mit dem Verkauf von Erdöl über den staatlichen Erdölkonzern PDVSA. Während Chavez’ Amtszeit stieg der Erdölpreis konstant und die Armut im Land konnte so verringert werden. Das Problem von Nachfolger Maduro: In seiner Amtszeit stürzte der Erdölpreis massiv ein.
Doch auch vom wieder anziehenden Erdölpreis kann Venezuela nicht profitieren. Die staatliche PDVSA hat seit Jahrzehnten nicht mehr in Fördertechnik, Instandhaltung oder Ausbildung von Personal investiert. Die Anlagen befinden sich deshalb in einem desolaten Zustand und das Land kann seinen Reichtum kaum abschöpfen.
Zudem kann Venezuela gar nicht seine gesamte Produktion auf dem freien Weltmarkt verkaufen, weil ein wesentlicher Teil schon verplant ist. So bezahlt das hoch verschuldete Land seine Kredite in Russland und China mit Öllieferungen und schickt auch dem sozialistischen Verbündeten Kuba noch immer Öl zum Vorzugspreis.
Andere Industriezweige gibt es in Venezuela kaum. 70 Prozent der Konsumgüter müssen importiert werden. Dazu fehlt aber aufgrund der schwachen Erdölexporte das Geld. Auch die Löcher im Staatshaushalt können nicht mehr gestopft werden, weshalb immer mehr Notenbankgeld in Umlauf gebracht wird. Die Folge: eine Inflation epochalen Ausmasses.
Gemäss dem neusten Bericht des Internationalen Währungsfonds steuert das Land auf eine Inflation von einer Million Prozent bis Ende Jahr zu. Noch im April gingen die IWF-Experten von einer Inflation von 13'000 Prozent aus. Nun vergleicht der IWF die Lage Venezuelas bereits mit dem Preiszerfall in der Weimarer Republik im Jahr 1923. Deutschland finanzierte nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg seine Folgekosten insbesondere mit dem Druck von neuem Bargeld.