Die Zahl der Touristen in der Stadt Bern steigt stetig an: Im vergangenen Jahr übernachteten rund eine halbe Million Besucherinnen und Besucher in der Bundesstadt – ein neuer Rekord. Dazu kommen Tagestouristen, die sich statistisch nicht erfassen lassen.
Soziale Medien lösen Hype um Sehenswürdigkeiten aus
Der Schweizer Tourismusverband erachtet die Untere Altstadt in Bern als gefährdet für das Phänomen des sogenannten «Overtourism». Beispiele für diesen Übertourismus sind etwa das italienische Venedig und das kroatische Dubrovnik.
Immer mehr Menschen können sich Reisen leisten.
In Bern sei man noch längst nicht so weit, sagt Tourismusexpertin Therese Lehmann von der Universität Bern. Aber: «Die Berner Altstadt bekommt einen Teil eines globalen Phänomens ab.» Immer mehr Menschen, besonders in Asien, können sich Reisen leisten und das Interesse an Städtetrips nehme zu. «Das Reisen wird durch die Digitalisierung befeuert.» Fotos auf sozialen Medien, wie auf der Fotoplattform Instagram, könnten Sehenswürdigkeiten zu Hotspots machen und einen Hype auslösen.
Weniger grosse Touristengruppen, mehr Individualtouristen
Dass mehr Touristen solches Hotspot-Hopping um der Fotos Willen betreiben, nimmt man auch bei der Berner Tourismusorganisation Bern Welcome wahr. «Wir sind eher an Individualtouristen interessiert, die sich mit dem Berner Lebensgefühl auseinandersetzen möchten», sagt Sven Gubler, der Bern Welcome vorübergehend leitet.
Wir müssen die richtige Balance finden.
Habe man früher auf ein Wachstum im Tourismus gesetzt, gehe es nun darum eine Balance zwischen Anwohnern, Touristen und dem Gewerbe herzustellen. Seit zwei Jahren sei man mit den verschiedenen Interessensgruppen im Gespräch.
Anwohner und Ladenbesitzer sollen zu Wort kommen
Auch bei der Stadtberner Regierung beobachtet man, wie sich der Tourismus entwickelt. Vorsichtshalber ist seit einem Jahr die Vermietung von Wohnungen an Touristen in der Altstadt nur noch eingeschränkt gestattet. Bern solle kein zweites Venedig werden, sagt Stadtpräsident Alec von Graffenried auf Anfrage. Im Herbst wolle er mit den Altstadtleisten zusammenkommen und erfahren, wie Anwohner und Gewerbetreibende die aktuelle Situation erlebten.