Trotz 14'000 Insektenbildern im Archiv: Beat Wermelinger, Biologe an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL hat noch nicht alle Insekten der Schweiz fotografiert. Auf seiner Wunschliste ist auch ein typisches Bündner Insekt: «Der Marienprachtkäfer ist ein sehr schöner, grosser Käfer, der nur in der Region Chur, Tamins und Domleschg vorkommt». Der bis zu drei Zentimeter lange Marienprachtkäfer sei aber so scheu, dass er selber ihn noch nie gesehen habe.
Sein neues Buch «Insekten im Wald» dokumentiert rund 300 Insekten und ihre Funktion sowie Bedeutung für die Natur. Als ein Beispiel führt Wermelinger den Lärchenwickler an, der sich alle acht bis neun Jahre explosionsartig vermehrt und Lärchennadeln annagt. Dadurch verfärben sich die Lärchen bereits im Sommer rotbraun.
Die Lärchen würden davon jedoch auch profitieren: Die Insekten fressen nämlich auch an den nachkommenden Arvenbäumchen, die sonst den Lärchen den Platz streitig machen würden.
Mit DDT gegen Insekten im Berggebiet
Der Lärchenwickler gehört zu den gut erforschten Insekten. Mit ein Grund ist die Tourismusbranche. Nach dem Zweiten Weltkrieg, so schreibt Wermelinger in seinem Buch, habe die Tourismusbranche darauf gedrängt, die «unschön aussehenden Wälder mit dem damals neuen, als Wundermittel betrachteten Insektizid DDT» zu behandeln.
Es gab einige Versuche, gleichzeitig begannen Wissenschaftler aber auch mit der Erforschung des Lärchenwicklers. Seit damals sind laut Wermelinger über 130 wissenschaftliche Arbeiten entstanden und das Bild des Insekts habe sich vom Schädling zum «Lebensraum-Gestalter und faszinierenden Studienobjekt» gewandelt.
Beat Wermelinger: «Insekten im Wald. Vielfalt, Funktionen und Bedeutung». Haupt Verlag 2017.
SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs