Aus reiner Neugier steckte der Klangkünstler, Forscher und Komponist Marcus Maeder auf einer Alpwiese im Wallis vor zwei Jahren Sensoren in den Boden, um zu hören, ob es dort überhaupt etwas zu hören gibt. Und Maeder staunte, was ihm zu Ohren kam: «Die Vielfalt der Klangwelt unter dem Boden ist gewaltig», sagte er am Mittwoch im Berner Zentrum Paul Klee.
Unterdessen ist ein inter- und transdisziplinäres Forschungs- und Kunstprojekt entstanden, in dem die Akustik von Bodenökosystemen untersucht wird. Über 20 Bodenflächen in der Schweiz wurden bisher untersucht, vom Bio-Acker über Alpweiden, Wiesen, Waldböden bis hin zu intensiv genutzten Agrarflächen.
Und eines ist klar: Möglichst laut und vielstimmig sollte es zu und her gehen, denn nur gesunde Böden sind geschwätzig. Nicht gesunde Böden dagegen sind viel stiller, weil die Biodiversität im Untergrund nicht so gross ist. Dies lässt sich hören und mittels Frequenzanalyse auch sichtbar machen.
In einem Container vor dem Museum lassen sich auf einem Bildschirm die Aufnahmen verschiedener Schweizer Böden abrufen. In einem biologisch bebauten Boden im Emmental rattert, klappert, rumpelt, trippelt, schabt, mampft und knackt es. Dort tummeln sich Tausendfüssler, Käfer, Regenwürmer, Springschwänze, Spinnen und vieles mehr.
Still ist es hingegen unter einem Zuckerrübenfeld im Schweizer Mittelland, wo Monokultur und Bodenverdichtung dem bunten Leben unter Tag den Garaus gemacht hat. «Es ist beunruhigend, wie still es an manchen Orten ist», so Marcus Maeder.