Im Bergwerk, in der Fabrik, in der Landwirtschaft – weltweit gibt es nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) etwa 168 Millionen Kinderarbeiter. Damit müssen elf Prozent aller 5- bis 17-Jährigen arbeiten – mehr als die Hälfte von ihnen unter Bedingungen, die ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährden. Dies geht aus einem Bericht der ILO für das Jahr 2012 hervor.
Dazu zählen etwa Arbeiten mit gefährlichen Gerätschaften, in der Nacht, unter Wasser oder unter Tage sowie sexuelle Ausbeutung. Als Kinderarbeiter gilt, wer mehr als nur leichten oder auf wenige Stunden begrenzten Tätigkeiten nachgeht – auch unbezahlt.
Besserer Arbeitsschutz für Kinder
Im Kampf gegen die Kinderarbeit gibt es aber Fortschritte. Seit Beginn der ILO-Statistiken im Jahr 2000 habe die Kinderarbeit um ein Drittel abgenommen, teilten die Macher der Studie mit. Im Vergleich zu damals gab es 2012 beinahe 78 Millionen weniger Kinderarbeiter.
Vor allem bei den Mädchen war der Rückgang erheblich: Den Schätzungen zufolge müssen von ihnen inzwischen 40 Prozent weniger arbeiten. Bei den Jungen waren es 25 Prozent.
Immer mehr Staaten bekennen sich der Organisation zufolge zu einem besseren Arbeitsschutz für Kinder, setzen zum Beispiel ein Mindestalter für Beschäftigte fest oder verbieten die schlimmsten Formen der Kinderarbeit per Gesetz.
Erfolge, aber nur langsam
2008 und 2009 habe die Kinderarbeit selbst angesichts einer globalen Wirtschaftskrise abgenommen – dies zeige, dass eine positive Entwicklung nicht nur vom Wirtschaftswachstum abhänge, sondern auch vom politischen Willen, resümiert der Bericht.
Allerdings stellen sich diese Erfolge für die ILO zu langsam ein. Das Ziel, bis 2016 die gefährlichsten Formen von Kinderarbeit ganz zu beseitigen, werde definitiv nicht erreicht.
Nicht nur Problem der armen Länder
Zahlenmässig leben die meisten Kinderarbeiter in Asien und im Pazifikraum. Prozentual ist ihr Anteil jedoch in Afrika südlich der Sahara am höchsten, dort arbeitet jedes fünfte Kind.
Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von Unicef Schweiz, nennt der «Tagesschau» mehrere Gründe für den Rückgang – unter anderem «die grossen Investitionen in Bildung von Seiten der Entwicklungsorganisationen und der Staaten».
Nach ILO-Angaben ist Kinderarbeit nicht nur ein Problem der ärmsten Länder oder der armen Haushalte innerhalb eines Landes. In absoluten Zahlen betrachtet, lebten sogar die meisten Kinderarbeiter in Ländern mit mittlerem Nationaleinkommen. Ein Phänomen, das auch Müller beobachtet. «In den europäischen Ländern mit den zunehmenden Sorgen und Nöten der Familien hat Kinderarbeit wieder zugenommen.» Als Beispiel nennt sie Griechenland. «Das bereitet uns Sorgen.»