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Ein Geschäftsmann geht an einem obdachlosen Mann vorbei, der auf einer Bank schläft. (reuters)
Legende: Das Vermögen der 62 Reichsten ist in den letzten fünf Jahren um 44 Prozent auf 1,76 Billionen Dollar gewachsen. Reuters

International 62 haben so viel wie 3,7 Milliarden

Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst überall auf der Welt. Einer der Gründe laut Entwicklungshelfern: Konzerne und Milliardäre können weiter Vermögen verstecken. Eine neue Steuerpolitik müsse das ändern, fordert eine Oxfam-Studie, die im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgelegt wurde.

Oligarchen, Ölscheichs oder Milliardenerben: Die 62 reichsten Menschen der Erde besitzen gemäss der Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam mittlerweile «genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung». Vor einem Jahr habe dies noch dem Vermögen der 80 Reichsten entsprochen.

Fast überall nehme die soziale Ungleichheit dramatisch zu, beklagte Oxfam in der nun vorgelegten Untersuchung.

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Die ungleiche Reichtumsverteilung
aus HeuteMorgen vom 18.01.2016.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 45 Sekunden.

Ein Prozent besitzt so viel wie der Rest

Zu den Ursachen gehören nach Ansicht der Autoren eine völlig unzureichende Besteuerung grosser Vermögen und Kapitalgewinne sowie die anhaltende Verschiebung von Profiten in Steueroasen. «Das oberste Prozent der Weltbevölkerung verfügt über mehr Vermögen als der Rest der Welt zusammen», heisst es unter Bezug auf Analysen des «Wealth Report 2015» der Credit Suisse.

Mit anderen Worten: Rund 70 Millionen Superreiche besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Das Vermögen der 62 Reichsten – unter ihnen 53 Männer – sei allein in den letzten fünf Jahren um 44 Prozent auf 1,76 Billionen Dollar gewachsen.

Appell an WEF-Teilnehmer

Zugleich habe sich das Gesamtvermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung um rund eine Billion US-Dollar verringert.Oxfam appellierte mit der Studie «An Economy for the 1%» an die beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos erwarteten Regierungsvertreter und Topmanager aus mehr als 100 Ländern, ihren Einfluss dafür zu nutzen, dass die Schere zwischen Arm und Reich kleiner und nicht immer grösser werde.

Konzerne verschieben Gewinne

Zudem brauche es ein Wirtschafts- und Finanzsystem, vom dem alle profitierten. Dazu gehört laut der Oxfam-Studie, dass «Konzerne sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen».

Neun von zehn Grosskonzernen hätten Niederlassungen in mindestens einer Steueroase. Gewinne sollten allein dort versteuert werden, wo sie erwirtschaftet werden, fordert Oxfam.

Menschen mit Transparenten
Legende: Auch Proteste gegen das Steuerparadies Österreich sind seit Jahren an der Tagesordnung. Keystone

Finanzflucht in Steuerparadiese

Die Politik müsse dafür sorgen, dass Steueroasen trockengelegt werden, die Superreichen das Verstecken riesiger Werte ermöglichten. Investitionen von Unternehmen in Steuerparadiesen hätten sich zwischen 2000 und 2014 vervierfacht.

Um ein gerechtes internationales Steuersystem zu schaffen, müssten Oxfam zufolge Unternehmen zu einer öffentlichen und länderbezogenen Berichterstattung über Gewinne und deren Versteuerung verpflichtet werden. «Sie müssen ihre Gewinne dort versteuern, wo sie erwirtschaftet werden», erklärte Oxfam-Experte Tobias Hauschild.

Was ist gerecht?

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Wie soll ein Staat aufgebaut sein? Wieviel Gleichheit braucht es dazu? Und was ist überhaupt Gerechtigkeit? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das philosophische Gedankenexperiment «Schleier des Nichtwissens». Sein Erfinder behauptet, Ungleichheit könne gerecht sein – sofern alle davon profitieren. Den kompletten SRF-Beitrag finden sie hier.

«Ruinöser Wettlauf um Steuersätze»

Zudem müssten Staaten einen «ruinösen Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze» beenden und sämtliche Steueranreize transparent machen. Zugleich sollten anstelle einer stärkeren steuerlichen Belastung des Konsums höhere Abgaben auf grosse Vermögen und Kapitalgewinne erhoben werden.

Ausserdem fordert Oxfam eine stärkere Berücksichtigung von Entwicklungsländern bei der Verwendung solcher Steuereinnahmen mit Hilfe einer «zwischenstaatlichen Steuerinstitution auf UNO-Ebene, die alle Länder umfasst».

Zum Weltwirtschaftsforum werden ab Mittwoch in Davos rund 2500 Politiker und Geschäftsleute erwartet, darunter auch mehr als 40 Staatschefs.

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