- In Russland sind nach Dauerregen und zwei Dammbrüchen am Fluss Ural weite Gebiete in der Region überschwemmt – weitere Überflutungen drohen.
- Insgesamt seien etwa 10'400 Wohngebäude überschwemmt, teilte das Katastrophenschutzministerium in Moskau mit.
- Der Gouverneur der Oblast Orenburg, Denis Pasler, sprach von der schlimmsten Überflutung seit Beginn der Aufzeichnungen.
Laut Behörden sind 39 Regionen von Hochwassern betroffen. «Dutzende Siedlungen in den Regionen Sibirien, Ural und Wolga sind wegen des Frühlings-Hochwassers überflutet», sagte Katastrophenschutzminister Alexander Kurenkow. Für die kommenden Tage seien steigende Temperaturen, eine anhaltende Schneeschmelze und weitere Überschwemmungen vorhergesagt.
In der Stadt Orenburg an der Grenze zu Kasachstan wurde der Notstand ausgerufen. Es wird damit gerechnet, dass der Pegel des Flusses Ural in der Stadt mit ungefähr einer halben Million Einwohnern ein kritisches Niveau erreicht. Der Scheitelpunkt der Flutwelle wird für Mittwoch vorhergesagt. Bürgermeister Sergej Salmin sagte, er gehe davon aus, dass der Pegel den bisherigen Höchststand von 9.46 Metern übertreffen werde.
Ermittlungen wegen Dammbruch
Bei der Stadt Orsk mit 200'000 Einwohner ist ein Staudamm gebrochen. Eine Untersuchung wurde eingeleitet, wer für den Dammbruch verantwortlich sei. Laut den Anklagebehörden wird wegen Vernachlässigung der Wartung des 2010 errichteten Dammes ermittelt.
In der Stadt seien die komplette Altstadt sowie weitere Stadtteile und umliegende Dörfer überflutet worden, berichtete die Zeitung «Kommersant». Dort wurden das Gas und der Strom abgeschaltet. Bereits am Sonntag hatten die Behörden den Ausnahmezustand verhängt. Gerade ältere Bewohner der Stadt Orsk hätten zunächst das Ausmass der Gefahr durch das Hochwasser ignoriert, sagte eine Sprecherin der Gebietsverwaltung in Orenburg. «Sie wollten sich nicht in Sicherheit bringen lassen, als das Wasser noch nicht da war.»
Katastrophale Auswirkungen auch in Kasachstan
Der Pegel des Urals war infolge einer schnellen Schneeschmelze an manchen Stellen am Freitag binnen weniger Stunden um mehrere Meter gestiegen. Auch in der Region Tymen in Westsibirien, in der zahlreiche Ölförderstätten liegen, wurde der Notstand ausgerufen. In Sibirien werden für die Flüsse Ischim und Tobol steigende Pegel erwartet. Die beiden Flüsse münden in den Irtjusch, der zusammen mit dem Ob das weltweit siebtlängste Flusssystem bildet.
In Kasachstan, das der Ural auf seinem Weg ins Kaspische Meer durchquert, wirken sich die Fluten ebenfalls verheerend aus. Präsident Kassym-Jomart Tokajew sprach von der grössten Naturkatastrophe der letzten 80 Jahre.
Evakuierung in der Stadt Kurgan
Russlands Präsident Wladimir Putin rief die Regierung auf, eine Sonderkommission für den Umgang mit der Flut zu bilden, wie das Präsidialamt erklärte. Er sprach demnach auch mit verschiedenen Gouverneuren der Region per Telefon.