Die Lage in Nahost spitzt sich gefährlich zu. Nach dauernden Raketenangriffen aus Gaza verlegte die israelische Armee zusätzliche Bodentruppen in Richtung Süden an die Grenze zu den palästinensischen Gebieten.
«Wir bewegen Truppen», bestätigte ein Armeesprecher. Es sei auch eine begrenzte Zahl von Reservisten mobilisiert worden. Nach Medienberichten handelt es sich um Fusstruppen und gepanzerte Fahrzeuge.
Der Armeesprecher betonte jedoch mehrfach, Israel sei nicht an einer Offensive im Gazastreifen interessiert. Er rief die dort herrschende Hamas auf, den fortwährenden Raketenbeschuss israelischer Grenzorte zu unterbinden, um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern. «Wir streben eine Deeskalation an, aber wir müssen trotzdem für alles bereit sein», sagte der Sprecher weiter.
Auch Hamas bricht die Waffenruhe
Binnen 24 Stunden hätten militante Palästinenser mehr als 30 Raketen auf Israel abgefeuert. Zwei davon schlugen in Häusern in der Grenzstadt Sderot ein. Wie die israelischen Streitkräfte mitteilten, wurden nach dem Beschuss Israels mit mehr als 20 Raketen in der vergangenen Nacht 15 Ziele der radikalislamischen Hamas angegriffen. Darunter seien versteckte Raketenabschusseinrichtungen und Waffenlager gewesen. Augenzeugen berichteten von heftigen Explosionen und mehr als zehn Luftangriffen. Etwa zehn Verletzte seien in Spitäler gebracht worden.
Auch Hamas-Kämpfer seien an einigen der Angriffe beteiligt gewesen, hiess es weiter. Dies sei ein Bruch der Waffenruhe-Vereinbarungen, die Israel und die Hamas nach dem letzten grossen Schlagabtausch im Gazastreifen im November 2012 unter ägyptischer Vermittlung getroffen hatten.
Hamas bekannte sich allerdings nicht zu den Raketenangriffen. Auch von israelischer Seite gab es schon zahlreiche Verstösse gegen die Vereinbarung.
Kampfjets fliegen Angriffe
Der israelische Aussenminister Avigdor Lieberman hatte nach dem Mord an drei jüdischen Jugendlichen eine breite Militäroffensive im Gazastreifen gefordert. Andere Minister warnten jedoch vor einem solchen Einsatz.
In der Nacht zum Donnerstag tagte zum dritten Mal in dieser Woche das israelische Sicherheitskabinett. Es ist vorerst unklar, ob dabei Entscheidungen getroffen wurden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte harte Schritte gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas angekündigt.
Krawalle in Jerusalem
Nach dem Mord an einem palästinensischen Jugendlichen waren in der Nacht zum Donnerstag die Krawalle in Jerusalem weitergegangen. Im Stadtteil Silwan warfen Demonstranten Molotow-Cocktails auf die Häuser jüdischer Bewohner, wie die Zeitung «Haaretz» berichtet.
Am Mittwoch war in einem Wald bei Jerusalem die Leiche des 16-jährigen Mohammed Abu Chedair gefunden worden. Danach kam es im arabischen Ostteil Jerusalems zu schweren Ausschreitungen.
Israelische Medien sprachen von möglicher Rache rechtsgerichteter Israelis für den gewaltsamen Tod von drei verschleppten und getöteten jüdischen Jugendlichen. Auch ein krimineller Hintergrund wird jedoch nicht ausgeschlossen.