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Forscher auf den Spuren der Coronavirus-Variante «Delta»
Aus Echo der Zeit vom 11.06.2021. Bild: Imago
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 9 Sekunden.

Anstieg der Coronafälle Britische Lockerungen wegen Delta-Variante auf der Kippe

Ohne die in Grossbritannien grassierende Virusvariante wäre der R-Wert dort tiefer. Sie trifft sogar bereits Immunisierte.

Die britische Regierung will am Montag über die vollständige Aufhebung der Corona-Massnahmen entscheiden. Doch ihre Lockerungspläne kommen ins Stottern. Denn die Fallzahlen steigen wieder, nachdem sie über viele Wochen gesunken sind. Der mutmassliche Grund: die neue Virusvariante Delta.

«Alpha, Beta, Gamma»: Die wichtigsten Coronavirus-Varianten

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Die WHO hat die Namensgebung der Coronavirus-Varianten angepasst. Die griechischen Buchstaben dienen der Vereinfachung und um rassistische Ressentiments zu vermeiden. SRF teilt die Meinung, dass kein Land für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden soll und übernimmt diese Namensempfehlung.

WHO-Name

wissen-schaftlich

erstmals aufgetaucht

Alpha

B.1.1.7

Vereinigtes Königreich,
September 2020

Beta

B.1.351

Südafrika,
Mai 2020

Gamma

P.1

Brasilien,
November 2020

Delta

B.1.617.2

Indien,
Oktober 2020

Omikron

B.1.1.529

Verschiedene Länder,
November 2021

Links:

Es wäre so schön, könnte man sich einfach anschauen, welche Mutation eine neue Variante trägt, und dann daraus ableiten, ob sie gefährlich ist oder nicht. Doch so einfach ist es leider nicht. Deshalb sind die Angaben, wie viel ansteckender die Variante Delta ist, immer noch mit Unsicherheit behaftet.

«60 Prozent ansteckender als die britische Variante, also als die Variante Alpha», das sei seine derzeitige Schätzung, sagt Neil Ferguson vom Imperial College London. Der Epidemiologe erstellt seit Beginn der Corona-Pandemie Analysen der aktuellen Situation und Prognosen, wie es weitergehen könnte.

Neil Ferguson
Legende: Forscher wie Neil Ferguson können allmählich ein Bild davon zeichnen, welche Eigenschaften die Delta-Variante hat. Keystone

Ohne Zweifel sei Delta deutlich ansteckender – mindestens 40, höchstens 80 Prozent, sagt Ferguson. Es sei fast ironisch, so der Wissenschaftler: Hätte man es weiterhin nur mit der Variante Alpha zu tun, läge der R-Wert weiter unter 1, die Corona-Fallzahlen in Grossbritannien würden weiter sinken. Entscheidend sei jetzt, wann der Anstieg gebremst würde und wodurch.

Delta trifft zum Teil auch Immune

Hauptkandidat fürs Bremsen ist die hohe Immunität in der Bevölkerung, einerseits durch Impfung, aber auch durch eine durchgemachte Erkrankung.

Klar ist zwar schon, dass die Delta-Variante eine erworbene Immunität umgehen kann, aber – auch das ist klar – nur etwas, sicher nicht komplett. Wie beides über die nächsten Wochen zusammenspielt, die neue Variante und die vorhandene Immunität? Ferguson sagt: «Von einer milden bis zu einer desaströsen dritten Welle ist den aktuellen Zahlen nach alles möglich.»

Sein Kollege, Jeff Barrett vom Wellcome Sanger Institute, richtet den Blick auf andere Länder. So wie die Variante Alpha Anfang des Jahres innert weniger Monate ein Land nach dem anderen erobert habe, werde wohl auch Delta um sich greifen. Schwer zu sagen sei nur, wie schnell das gehen werde.

Verbreitung in den USA, nicht in der Schweiz

In der Schweiz ist bisher, wenn überhaupt, nur ein sehr leichter Anstieg der Delta-Variante messbar. Wie es hier weitergeht, lässt sich noch kaum sagen.

Anders in den USA: Dort ist der Anstieg schon deutlich. Es sieht so aus, als würden die USA die Entwicklung in Grossbritannien mit ein paar Wochen Abstand nachvollziehen. Damit steht fest: Grossbritannien ist kein Einzelfall.

Echo der Zeit, 11.06.2021, 18:00 Uhr

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