Im März 2011 gelangte Abdel Fattah Sisi zu landesweiter Berühmtheit. Er war Chef des militärischen Geheimdienstes. In dieser Funktion verantwortete er die Prüfung junger Frauen auf ihre Jungfräulichkeit hin.
Seine Begründung: Diese hätten zusammen mit jungen Männern auf dem Tahrir-Platz gesessen. Damit diese nicht hätten behaupten können, von Militärpolizisten vergewaltigt worden zu sein, hätte man diesen Test machen müssen.
Jener Sisi kann sich nun der Zustimmung der Tahrir-Demonstranten sicher sein. Der Armeechef hat mit seinem Ultimatum die Absetzung Mohammed Mursis möglich gemacht. Von seinen Gnaden regiert nun Interimspräsident Adli Mansur, der bisherige Chef des Verfassungsgerichts.
Karriere auch unter Mubarak
Sisi hat bereits unter Husni Mubarak eine militärische Karriere gemacht. Nach seiner Ausbildung, die er auch in den USA absolvierte, hatte es der heute 58-Jährige bis zum Kommandanten des Armeebereichs Nord gebracht. Islamwissenschaftler Reinhard Schulze bezeichnete ihn im Gespräch mit SRF als einen «pro-amerikanischen und strenggläubigen Militär».
Der nächste Karriereschritt Sisis folgte nach der Absetzung Mubaraks im Februar 2011. Er wurde Chef des militärischen Geheimdienstes und verfügte dank seiner Mitgliedschaft im Obersten Militärrat über viel Macht in der Nach-Mubarak-Zeit.
Anderthalb Jahre später, im August 2012, ernennt Mohammed Mursi den sunnitischen Moslem zum Minister der Verteidigung und Militärproduktion. «Die Muslimbrüder hatten ihn eingesetzt, um zu versuchen, das Militär zu übernehmen», sagte Schulze. «Es ist ein Schlag ins Gesicht, dass ihr eigener Ziehsohn Vatermord begangen hat.»