Nach dem heftigsten Gewaltausbruch in der Südkaukasusregion Bergkarabach seit Jahren dauern die Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan an. Aserbaidschan hat seine Armee nach eigenen Angaben in Gefechtsbereitschaft versetzt. Einheiten aller Waffengattungen sollten «vernichtende Schläge» vorbereiten, falls die Gegenseite ihre Angriffe nicht einstelle.
Armenien warnte Aserbaidschan vor einer weiteren Eskalation der Lage. Dies könne «unvorhersehbare und unumkehrbare Folgen haben – bis hin zu einem ausgewachsenen Krieg», sagte Präsident Sersch Sargsjan in der Hauptstadt Eriwan.
Gegenseitige Vorwürfe
Armenien warf Aserbaidschan einen Drohnenangriff auf einen Bus vor. Dabei seien fünf Menschen ums Leben gekommen, teilte das Verteidigungsministerium in Eriwan mit. Nach Medienberichten soll sich der Zwischenfall etwa 60 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Stepanakert ereignet haben.
Die Führung der international nicht anerkannten Region Bergkarabach ihrerseits warf Aserbaidschan Aggression vor. Seit dem Aufflammen der Kämpfe am Samstag seien 20 armenische Soldaten getötet worden, sagte ein Sprecher.
Aserbaidschan sprach andererseits von 18 Toten, davon 3 Zivilisten. Es sind die schwersten Gefechte in dem seit Jahren schwelenden Konflikt.
Telefonat zwischen Steinmeier und Lawrow
Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier sprach mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow bei einem Telefonat über die angespannte Lage. Die Ressortchefs seien sich einig, dass die Kämpfe sofort beendet werden müssen, teilte das deutsche Auswärtige Amt mit. Russland ist der engste Verbündete Armeniens und hat Tausende Soldaten in der Südkaukasusrepublik stationiert.
Nach dem Gewaltausbruch soll in den kommenden Tagen mittels Krisendiplomatie eine Deeskalation herbeigeführt werden. Für Dienstag ist ein Krisentreffen der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) geplant. Am Mittwoch wird Armeniens Präsident Sargsjan bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel erwartet.