In Brüssel sorgte die Ankündigung für Verärgerung. «Das geplante Referendum hat alles noch komplizierter gemacht», sagte ein EU-Diplomat. «Das ist noch einmal eine Volte der griechischen Regierung, um alles durcheinander zu bringen.» Der Zeitplan sei nun nicht mehr einzuhalten.
Draghi «reagiert mit Verständnis»
«Ich denke, dass jetzt über einen Plan B geredet werden muss», sagte der Diplomat. Damit wird üblicherweise eine Pleite oder ein Euro-Austritt Griechenlands umschrieben.
Tsipras habe weiter am frühen Samstag bereits mit EZB-Präsident Mario Draghi gesprochen, sagte ein Regierungssprecher in Athen. Dieser habe mit «Verständnis und Sensibilität» auf die Ankündigung reagiert.
Merkel fragt nach, Juncker ausser sich
Tsipras informierte heute Morgen auch die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und EU-Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker über das Vorhaben.
Merkel reagierte gemäss Regierungskreisen zurückhaltend und fragte nach, worüber genau abgestimmt werden solle. Merkel soll daraufhin erwidert haben, dass eine Abstimmung über eine Annahme des Gläubiger-Vorschlags einer Abstimmung über «Euro Ja oder Nein» gleich komme.
Kommissionspräsident Juncker reagierte erstaunt und verärgert über die neue Wendung, machte aber keine weiteren Angaben.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte am frühen Samstagmorgen im Fernsehen die Volksabstimmung für den 5. Juli angekündigt. Das aktuelle Hilfsprogramm der Europäer für Griechenland läuft aber bereits an diesem Dienstag (30. Juni) ab. Dann muss Athen auch 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen.