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International Aufständische: «Kämpfen bis zum letzten Blutstropfen»

Trotz des Rückzugs aus Slawjansk – die Aufständischen in der Ostukraine geben sich nicht geschlagen. Die ukrainische Führung wittert Morgenluft und ist nach den jüngsten militärischen Erfolgen wenig an Gesprächen interessiert. Russland ist wütend.

«Wir werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen», beteuert der etwa 40 Jahre alte Stanislaw in Donezk. Er wirft den ukrainischen Einheiten vor, bei ihrem Waffengang gegen die pro-russischen Separatisten «das Volk auszurotten». Die Aufständischen hoffen auf militärische Hilfe von Kremlchef Wladimir Putin und einen Einmarsch russischer Truppen.

Gesetzlose in Donezk

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Das Machtvakuum in Donezk hat Kriminelle auf den Plan gerufen. Gangs plündern Geschäfte, treiben Steuern ein. Da die Separatisten der ukrainischen Polizei die Waffen abgenommen haben, kann die Polizei gegen Kriminelle nicht mehr Durchgreifen. Die selbst ernannte Regierung will allerdings nicht mit Kriminellen in Verbindung gebracht werden.

Aufständische unter Druck

Laut Kiew ist die militärische Operation zur Befreiung von Slajwansk und Kramtorsk beendet. Präsident Petro Poroschenko sprach von einem «Wendepunkt» und befahl die Fortsetzung der «Anti-Terror-Offensive». Die Armee rückte am Sonntag auf die Industriestadt Donezk vor, wo sich Aufständische verschanzt halten.

Poroschenko befahl, Lebensmittel in die befreiten Orte zu bringen. Bei ihrem Vormarsch auf Donezk eroberten Regierungseinheiten am Sonntag zwei weitere Städte aus der Gewalt der militanten Gruppen zurück. Auch über Artjomowsk und Druschkowka sei wieder die blau-gelbe Flagge gehisst worden, sagte Verteidigungsminister Waleri Geletej.

Die ukrainische Armee will als Nächstes die Grossstädte Donezk und Lugansk belagern und so die Separatisten zur Aufgabe zwingen. «Der Strategieplan von Präsident Petro Poroschenko sieht die völlige Blockade dieser Orte bis zur Kapitulation der Banditen vor», sagte der Vizechef des Sicherheitsrats.

Wenig Interesse an Gesprächen

Angesichts der Lage rückt eine Waffenruhe in weite Ferne. Ein von Poroschenko für Samstag vorgeschlagenes Treffen der Kontaktgruppe fand nicht statt. Russlands Aussenminister Lawrow forderte, bei einem Krisentreffen müsse eine neue Feuerpause vereinbart werden.

Die ukrainische Führung reagierte auf den Appell zu Verhandlungen zurückhaltend. «Bei den Gesprächen kann es eigentlich nur um die bedingungslose Waffenabgabe der Kämpfer sowie um die Freilassung der Gefangenen gehen», betonte Andrej Lyssenko vom Nationalen Sicherheitsrat. Die Regierung sei zudem zu Verhandlungen über eine Sicherung der Grenze durch Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bereit.

Ein pro-russischer Aufständischer sichert einen Checkpoint in Donesk.
Legende: Ein pro-russischer Aufständischer sichert einen Checkpoint in Donezk. Jetzt ist er umso wachsamer. Reuters

Aufständische bereiten sich vor

In Donezk trafen grössere Verbände der Separatisten mit gepanzerten Fahrzeugen ein. «Keine Angst, das sind nicht die Panzer, vor denen sie Angst haben müssen», versuchten Aufständische die Bevölkerung zu beruhigen.

Die Nato und Russland hielten parallel im Schwarzen Meer Manöver ab. An der Nato-Übung beteiligten sich Schiffe aus den USA und sechs weiteren Mitgliedsländern. Die Ukraine gehört nicht zum Bündnis.

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Nach dem umstrittenen Anschluss der Schwarzmeerhalbinsel Krim an Russland forderte Ex-US-Aussenministerin Hillary Clinton derweil ein entschiedenes Vorgehen des Westens. «Wir können nicht zulassen, dass ein politischer Führer die Grenzen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg neu zieht», sagte sie mit Blick auf Putin der «Bild am Sonntag». Sie fügte hinzu: «Ich glaube, er kann gefährlich sein. Ein Mann wie Putin geht immer bis an die Grenzen.»

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