- Ein 17-jähriger Afghane verletzt Zuginsassen in Bayern mit einer Axt schwer
- Mindestens zwei Menschen, Touristen aus Hongkong, schweben in Lebensgefahr
- Ermittler fanden eine selbst gemalte IS-Flagge im Zimmer des Angreifers
- Der IS beansprucht Angriff für sich und veröffentlicht angebliches Bekennervideo des Angreifers
Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan hat am Montagabend in Bayern mit Messer und Beil Fahrgäste in einem Regionalzug attackiert und dabei mehrere Menschen schwer verletzt. Gemäss neusten Erkenntnissen handelt es sich um eine terroristisch motivierte Tat. Bei der Durchsuchung seines Zimmers sei «eine handgemalte IS-Flagge» gefunden worden, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Diese deute darauf hin, «dass es sich um jemanden handeln könnte, der sich in letzter Zeit selbst radikalisiert hat».
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat laut Angaben aus ihr nahestehenden Kreisen die Verantwortung für die Axt-Attacke übernommen. Der Angreifer sei ein IS-Kämpfer, behauptet die IS-Propaganda-Agentur Amak im Internet. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand gebe es aber «keinerlei Indizien», die auf solch eine Verbindung hindeuteten, sagte Herrmann. Später publizierte die Agentur im Internet ein angebliches Bekennervideo, in dem der Täter eine Selbstmordattentat ankünden soll.
IS als Trittbrettfahrer?
Die Echtheit der ursprünglichen Erklärung des IS liess sich bisher nicht unabhängig überprüfen. In ähnlicher Form hatte der IS zuvor die Verantwortung für das Attentat von Nizza übernommen. Die Terromiliz selbst hat keine eigene Erklärung zu beiden Attentaten veröffentlicht. Unklar ist in beiden Fällen, ob der IS dabei nur als Trittbrettfahrer auftritt.
Fünf Verletzte
Nach Angaben der Behörden verletzte der Attentäter insgesamt mindestens fünf Personen, vier davon erlitten schwere Verletzungen. Laut Herrmann schweben noch ein Opfer in Lebensgefahr.
Einige der Schwerverletzten gehören zu einer chinesischen Touristenfamilie aus Hongkong, die zufällig im Zug unterwegs war. Etwa 25 bis 30 Menschen sassen in der Komposition nach Würzburg, als der Angreifer kurz vor dem Ziel losschlug.
Auf seiner Flucht hat der Angreifer wohl mindestens einen Menschen angegriffen. Er wurde anschliessend von einem Spezialeinsatzkommando aufgespürt und erschossen, als er laut Einsatzkräften auch die Beamten angriff.
Motiv weiter unklar
Zu den genauen Motiven und Hintergründen der Tat wollte sich Herrmann zunächst nicht äussern. Es müsse erst «sorgfältig ermittelt» werden.
Das gelte auch für die Frage, ob es einen islamistischen Hintergrund gebe oder sich der Täter «in allerletzter Zeit» selbst radikalisiert haben könnte. Während seines Aufenthalts in Deutschland sei er nicht auffällig geworden. Innenminister Herrmann sagte, im ersten Notruf an die Polizei habe der Anrufer gesagt, der Täter habe «Allahu akbar» (Gott ist gross) gerufen.
Sicherheitsvorkehrungen verstärken
Der Angreifer kam nach den Worten des bayerischen Innenministers offenbar vor rund zwei Jahren als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Seit vergangenem Jahr war er als Asylbewerber registriert.
Er lebte zunächst in einem für junge Flüchtlinge vorgesehenen Heim, bevor er vor rund zwei Wochen zu einer Pflegefamilie wechselte. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand handle es sich um einen Einzeltäter.
Als Konsequenz aus der Attacke kündigte Herrmann an, die Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland zu verstärken und die Polizeipräsenz zu erhöhen. Zugleich warnte er vor übertriebenen Erwartungen.