Der Aufschrei in der Welt ist gross: Italiens Regierungschef Enrico Letta spricht von einer «Katastrophe», Papst Franziskus gar von einer «Schande».
151 Flüchtlinge wurden gerettet
Vor der Küste der Insel Lampedusa sind gestern mindestens 111 Migranten ums Leben gekommen. Knapp tausend Meter vor der Küste war der Motor des Schiffes mit 500 Menschen an Bord ausgefallen.
In ihrer Not hatten die Einwanderer Decken angezündet, um auf sich aufmerksam zu machen. Dabei merkten sie nicht, dass sich Benzin auf dem Deck befand. Das Boot geriet in Flammen, in Panik geratene Migranten sprangen ins Wasser. Dabei kippte das ganze Boot um und sank später.
Die Behörden rechnen insgesamt mit mindestens 300 Toten. 151 Menschen konnten gerettet werden. Die Bootsinsassen kamen überwiegend aus Eritrea und Somalia. Taucher berichten, dass sich im Schiffswrack noch immer 100 Leichen befänden. Das Wrack befindet sich in einer Tiefe von rund 40 Metern.
«Diese Toten hätten vermieden werden können»
Jetzt fordern Politiker und Hilfsorganisationen neue Gesetze von der EU. Die Rede ist von finanziellen Reizen in den Herkunftsländern oder von humanitären Korridoren, um den Flüchtlingen eine sichere Einreise zu ermöglichen.
Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano fordert Taten. Normen, die eine Aufnahmepolitik verhinderten, sollten geändert werden, sagte er in einem Radio-Interview.
Die Gesetze müssten Italien würdig sein und den Grundprinzipien von Menschlichkeit und Solidarität entsprechen, sagte Napolitano.
Der UNO-Sonderberichterstatter für die Rechte von Migranten, François Crépeau, kritisiert: «Diese Toten hätten vermieden werden können.» Die illegale Einwanderung könne nicht «ausschliesslich mit repressiven Massnahmen» bekämpft werden. Dieses Vorgehen verstärke nur die Macht der Schleuser.
Italien hat einen Tag der Staatstrauer ausgerufen. Vielerorts gibt es Schweigeminuten. Auf Lampedusa bleiben die Geschäfte geschlossen.