Im Prozess um die Abhörpraktiken des eingestellten britischen Boulevardblatts «News of the World» ist der frühere Chefredaktor Andy Coulson zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Coulson sei «der Hauptverantwortliche für den
Skandal», begründete das Gericht in London das Strafmass.
Als ehemaliger Regierungssprecher war Coulson ein enger Vertrauter von Premier David Cameron, weshalb der Prozess um die Praktiken des Boulevardblattes auch politisch hohe Wellen geschlagen hatte.
Das Ende von «News of the World»
Im Laufe des Verfahrens kam ans Licht, dass «News of the World» über Jahre mehr als 600 Voice-Mailboxen von Mobiltelefonen teils sehr prominenter Opfer abgehört hatte. Eine Jury hatte ihn für schuldig befunden, die illegalen Abhörmethoden gekannt und geduldet zu haben.
Der Abhörskandal hatte in Grossbritannien hohe Wellen geschlagen, im Sommer 2011 wurde «News of the World» eingestellt. Coulson seinerseits musste als Kommunikationschef Camerons zurücktreten, den Posten hatte er nach seiner Zeit als Chefredaktor angetreten.
Die Nähe zur Regierung gab der Affäre besondere politische Brisanz. Cameron entschuldigte sich inzwischen öffentlich dafür, Coulson eingestellt zu haben.
Freispruch für Coulsons Vorgängerin
Coulsons ebenfalls angeklagte Vorgängerin auf dem Stuhl des Chefredaktors, Rebekah Brooks, wurde im Prozess von den Richtern von allen Vorwürfen freigesprochen. Auch sie gilt als enge Bekannte von Cameron.
Unter den Abhöropfern waren neben Politikern auch Mitglieder des Königshofs und andere Prominente. Für Empörung sorgte vor allem, dass auch Angehörige getöteter Soldaten und Verbrechensopfer abgehört wurden. Unter diesen war auch eine vermisste britische Schülerin, die im Jahr 2002 ermordet aufgefunden wurde.