Jeb Bush gibt auf. Das ist die Überraschung der Vorwahlen in South Carolina. Der südliche US-Bundesstaat hat seinen Vater und seinen Bruder gewählt. Aber diesmal zogen die Wähler den Polterer Donald Trump vor.
Andere Zeiten, andere Favoriten
Die Zeiten haben sich gewandelt: Bush galt zu Beginn des Rennens ums Weisse Haus als aussichtsreichster Kandidat der Republikaner. Das Establishment der Partei setzte auf ihn und seine wohlhabenden Freunde spendeten Geld, bis Bushs Wahlkampfkasse praller gefüllt war als die aller seiner parteiinternen Konkurrenten.
Er setzte auf Ruhe, Erfahrung und seine Herkunft aus der Bush-Politdynastie. Das findet in diesem ungewöhnlichen Wahljahr keinen Anklang. Die Frustration auf «jene in Washington» hat Rekordniveau erreicht, viele Menschen in den USA möchten einfach jemanden, der «aufräumt.»
Also musste der Zögling des Establishments einpacken. Er zieht sich früh aus dem Rennen aus, um der Partei doch noch eine Chance zu geben, einen ihr genehmen Kandidaten zu portieren.
Rubio springt in die Lücke
In diese Lücke springt nun Marco Rubio, der in North Carolina überraschend als zweiter abschloss. Er überholte Ted Cruz, obwohl dieser bei der stark evangelisch geprägten Wählerschaft South Carolinas hätte punkten sollen. Rubio, der junge Senator aus Florida, positioniert sich damit als der Kandidat, hinter dem sich die republikanische Partei und jene, die Trump verhindern wollen, vereinen können. Er ist jung, konservativ und stammt aus einer armen Einwandererfamilie aus Kuba.
Rubio stellt sich zudem als einer dar, der den amerikanischen Traum gelebt hat und lässt sich nicht in den Altherrenclub des Establishments einreihen. Er vertritt eine neue Generation. Dies könnte ihm in der Ausscheidung gegenüber den Demokraten helfen.
Aufatmen bei den Clintons
In Nevada durfte Hillary Clinton aufatmen: Sie hat die Vorausscheidung gewonnen, allerdings nicht allzu deutlich. Die Erfolgswelle des parteilosen Sozialdemokraten Bernie Sanders ist vorerst vorüber. Es zeigte sich auch hier die starke Polarisierung zwischen den Generationen: während ältere Semester eher die altbekannte Clinton wählten, bevorzugten junge Menschen den 74jährigen Kämpfer gegen die soziale Ungleichheit Bernie Sanders vor.
Sanders bewies, dass er nicht nur der Kandidat der gebildeten Weissen ist. Mit Nevada kam er in einem US-Bundesstaat, der zu einem Viertel aus Latinos besteht, erstaunlich nahe an Clinton heran. In South Carolina nächste Woche wird sich zeigen, ob er auch bei der schwarzen Bevölkerung Anklang findet. Es ist aber wahrscheinlicher, dass Hillary Clinton ihn ab jetzt immer weiter zurück lässt.
«Super-Tuesday» wirft Schatten voraus
Nun richtet sich alle Aufmerksamkeit auf den 1. März. Dann finden Vorwahlen in gleich 13 US-Gliedstaaten statt. Das wird der Lackmustest sein für Bernie Sanders, aber auch für Donald Trump. An diesem sogenannten Super-Tuesday wird sich zeigen, ob die Aussenseiterkandidaten echte Chancen haben oder nicht.
Fest steht aber schon jetzt: Beide haben bewiesen, wie verärgert und frustriert ein bedeutender Teil der US-Wählerschaft ist darüber, wie das politische System in den USA heute funktioniert.