Der Hauptübertragungsweg des Coronavirus ist die Tröpfcheninfektion – also die Ansteckung über Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen entstehen und die das Virus auf dem Luftweg übertragen können.
Doch in den Details sind noch viele Fragen offen. Wie weit fliegen diese Tröpfchen? Wie gross ist die Gefahr einer Ansteckung? Macht es einen Unterschied, ob man sich in einem geschlossenen Raum befindet oder an der frischen Luft – und in welchem Tempo man sich bewegt?
Solche und andere Fragen haben in letzter Zeit zahlreiche Untersuchungen und Modelle aufgegriffen. «Zum heutigen Zeitpunkt sind das oft noch Spekulationen», betont Claudia Traidl-Hoffmann vom Helmholtz Zentrum München und dem Institut für Umweltmedizin an der Technischen Universität München.
Die Rolle der Aussprache: US-Forscher haben dies jüngst per Laserlicht eindrucksvoll dargestellt: Während ein Mann «stay healthy» («Bleib gesund») sagt, funkeln grüne Sprenkel vor einem schwarzen Hintergrund. Trägt der Sprecher eine Maske, ist davon nichts mehr zu sehen.
Doch wie «feucht» die Aussprache ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab – individuellen wie sprachspezifischen, aber auch von der Lautstärke beim Sprechen.
Wie viel Abstand schützt – und wann? Forscher aus den Niederlanden und Belgien haben jüngst Berechnungen aus dem Windkanal publiziert, wonach der in vielen Ländern empfohlene 1,5-Meter-Abstand bei schnellerer Fortbewegung nicht ausreiche, um allen Tröpfchen zu entgehen. Wer mit etwa 5 km/h hintereinander hergeht, sollte demnach fünf Meter Abstand wahren. Jogger mit Tempo 14,4 sogar rund zehn Meter.
Das Problem: Es ist eine reine Simulation. Die Autoren räumen etwa ein, dass Rücken- und Seitenwind berücksichtigt werden müssten. Ausführlicher dazu hier:
Die Rolle von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftzug: Wissenschaftler der finnischen Aalto-Universität wiederum visualisierten die Ausbreitung einer Atemwolke, wenn jemand beispielsweise zwischen Supermarktregalen ungeschützt hustet.
So eindrucksvoll das aussieht: Viele Faktoren bleiben bei solchen Darstellungen unberücksichtigt. Etwa die Grösse der Tröpfchen, die darüber entscheidet, wie schnell sie verdunsten, zu Boden sinken oder wie weit sie in einem Luftstrom getragen werden.
Für die Verdunstung wichtige Faktoren sind aber auch die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Je höher diese ist, umso schlechter verdunsten Tropfen. Je heisser und trockener, desto rascher ist die Verdunstung.
Luftzug wiederum pustet die Tropfen weg und kurbelt die Verdunstung an. Eine Studie aus China legt nahe, dass es so aussieht, dass in Innenräumen mehr Ansteckungen passieren als auf öffentlichen Plätzen.
Infektionsort und Virenmenge: Entscheidend sei auch, wo die Tropfen samt Viren ankommen und wie infektiös sie noch sind, sagt die Münchner Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann. Auf der Nasenschleimhaut schnäuze man sie schnell wieder aus. «Wenn man sie direkt tief in die Lunge einatmet, richten sie den grössten Schaden an.»
Doch entscheidend ist nicht nur, wo die Viren ankommen. Sondern auch, wie viele, sagt Traidl-Hoffmann: «Wie hoch die Konzentration an Viren-Partikel um einen Corona-Patienten herum ist, ist bislang unklar.» Ebenso, wie viele Viren-Partikel notwendig sind, um sich zu infizieren – das hänge «ganz entscheidend vom Empfänger und seiner Empfänglichkeit» ab.