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International Das Imperium trollt zurück

Das US-Aussenministerium sucht auf Twitter Streit mit Isis-Terroristen. Ob sich die Dschihadisten davon beeindrucken lassen, ist allerdings umstritten.

«Das ist der Weg von Isis und Al Kaida: Kinder töten.» So lautet ein aktueller Tweet von User @ThinkAgain_DOS. Der Absender ist eine PR-Firma aus dem US-Bundesstaat Virginia, das Konto von Twitter verifiziert.

Ziel des Accounts: Dschihadisten ins Handwerk pfuschen. Man will verhindern, dass Al Kaida, Boko Haram oder Isis die sozialen Netzwerke immer mehr für die Rekrutierung junger Kämpfer oder ihre PR-Feldzüge nutzen können.

Der Auftrag, mit sozialen Medien den Terror zu bekämpfen, kommt von ganz oben, namentlich vom Department of State (DOS), dem US-Aussenministerium. Im Winter 2013 beauftragte man die Firma JTG damit, via soziale Medien mit westlichen Terroristen und Möchtegern-Terroristen in Kontakt zu treten. Mit drastischen Bildern, unverblümter Sprache und unter dem Motto: «Think again, turn away» (Denk nochmal darüber nach. Lass es bleiben!). Gerade wurde der Vertrag um sechs Monate verlängert. Für über eine halbe Million Dollar.

Flugblätter im Krieg

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Seit Menschen Kriege führen, wird Propaganda als Waffe eingesetzt. Schon im Ersten Weltkrieg explodierten hinter feindlichen Linien Flugblattgranaten, im Zweiten Weltkrieg wurden in Europa rund 20 Milliarden solcher Zettel «abgeworfen». Im Jahr 1943 lautete der Titel eines allierten Flugblattes etwa: «Deutsche Frauen! Rettet eure Männer!»

Die Provokation im Internet (Trolling) scheint zu funktionieren. Auf die Tweets von @ThinkAgain_DOS gibt es immer wieder gehässige Kommentare von Isis- und Al-Kaida-Sympathisanten, bisweilen entsteht sogar ein regelrechter Schlagabtausch.

Als die DOS-Twitterer ein Bild posteten, das von Al Kaida getötete Muslime in einer Moschee zeigen soll, antwortete ein aufgebrachter User: «Dummer, heuchlerischer Troll! Die USA ist der grösste Terrorist der Welt.» Auf die Ansage des bärtigen Mannes, man werde den Krieg auch online gewinnen, erwiderten die US-Twitterer: «Die hasserfüllte Al Kaida kann nicht gewinnen, weil sie nur zerstören kann.»

«Kostenloses Marketing»

Ob ein Dialog auf Augenhöhe mit Personen, die mit terroristischem Gedankengut flirten, die gewünschten Erfolge bringen kann, ist allerdings umstritten. Zweifel an der neuen US-Strategie hat zum Beispiel Terrorismusexperte John Rosenthal. Gegenüber der britischen Zeitung «The Telegraph» sagte er: «Wenn man die Leute überzeugen will, sich nicht dem Dschihad anzuschliessen, wird die Erfolgsquote gleich null sein.» Das Zeigen von Enthauptungen und Exekutionen zeige keine Wirkung, da die Terroristen ja gerade ebendiese Darstellungen für ihre Propaganda verwendeten. «Für die Dschihadisten sind solche Bilder Verkaufsargumente», so Rosenthal.

Der «Telegraph» hat einige der islamistischen Twitter-User, die mit dem DOS die virtuellen Klingen kreuzten, angeschrieben und gefragt, ob der Austausch auf Twitter ihr Denken beeinflusst habe. Fast niemand wollte antworten. Eine Reaktion lautete aber: «Der Account ist ein Witz.» Die Erwähnung auf Twitter bringe einem Isis-Kämpfer höchstens noch mehr Follower. «Und wer hat schon was gegen kostenloses Marketing?», so der Dschihadist.

Appell an die Menschlichkeit

SRF-Korrespondent Fredy Gsteiger hält Twitter für ein «Instrument mit potenziellem Nutzen» im Kampf gegen Terrorismus. «Man versucht, die menschliche Seite der Leute anzusprechen und verspricht ihnen eine Reintegration in die Gesellschaft.» Noch sei man aber daran, Erfahrungen zu sammeln. Am ehesten vom Gegenteil überzeugen könne man wohl die Unentschiedenen, junge Muslime, die Kontakte mit Dschihadisten pflegten, jedoch noch zögerten, auch tatsächlich in den Krieg zu ziehen.

Bei Menschen, die bereits terroristisch tätig seien, brauche es mehr als einen Dialog auf Twitter. Erfolgsversprechender seien in solchen Fällen Umerziehungsprogramme, die zum Teil mehrere Jahre dauerten, wie sie etwa in Saudi-Arabien praktiziert werden.

EDA twittert unverfänglich

Auch die offizielle Schweiz ist auf Twitter aktiv. Das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zum Beispiel betreibt gleich mehrere Accounts. Folgt man @travel_dadfae, wird man mit klassischen Reisehinweisen versorgt. Man erfährt, dass von Reisen ins Westjordanland derzeit abgeraten wird oder wann die Hurrikansaison in den USA beginnt.

Der Twitter-Account @swiss_un betreut die Abteilung Vereinte Nationen und internationale Organisationen des EDA. Hier gibts Bilder von Meetings mit Menschenrechtlern oder einen Imagefilm der Stadt Genf (#Geneva, Capital of #Peace and #Freedom). Retweets: 1.

Das EDA benutzt soziale Medien, um mit seinen Zielgruppen zu kommunizieren. Desweiteren will man damit die Leute auf weiterführende Inhalte im Internet aufmerksam machen. Mandate an Externe im Bereich Social Media vergebe man nicht, sagt Sprecher Stefan von Bülow.

Nüchtern zu und her geht es ebenfalls auf dem Twitter-Account vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). In drei Sprachen gibts hier Fakten zur Armee und Glückwünsche für sportliche Leistungen.

Mag man es auf Twitter persönlicher, muss man schon einem Bundesrat folgen. Zum Beispiel Alain Berset (@alain_berset). Der Innenminister (über 20'000 Follower) twitterte am Freitag immerhin ein Selfie vom Bundesratsreisli.

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