Mario Draghi enttäuscht die Finanzmärkte nicht. Nachdem er es lange angekündigt hatte, startet er jetzt ein Ankaufsprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere in grossem Stil.
Mit dem Öffnen der Geldschleusen nach dem Vorbild der USA soll ein Abrutschen der Konjunktur im Euro-Raum in eine Deflation verhindert werden, also eine langanhaltende Schwächephase aus fallenden Preisen und schrumpfenden Investitionen.
Mit dem Kauf von Staatsanleihen bringt die Europäische Zentralbank EZB neues Geld in Umlauf. Und das hat zur Folge, dass der Euro schwächer wird. Das wiederum soll die Wirtschaft ankurbeln. Denn europäische Produkte werden so billiger. Die Exportindustrie kann mehr verkaufen.
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Fehlende Aufträge für die Wirtschaft
Für 60 Milliarden Euro pro Monat will die EZB ab März Staatsanleihen kaufen, und zwar bis Ende September 2016. Das ergibt eine Summe von rund 1,1 Billionen Euro. Das ist mehr als die Finanzmärkte erwartet hatten. Aber ob das viele Geld reicht, die wirtschaftliche Schwäche der Eurozone zu beseitigen oder zumindest zu lindern, das ist derzeit offen. Denn es fehlt vielen Firmen nicht an Geld und auch die Banken haben genug Reserven.
Es fehlt vielmehr an Aufträgen und an einer positiven wirtschaftlichen Perspektive. Investitionen werden im Moment zurückgehalten und so gerät Europa immer mehr ins Hintertreffen. Zudem befürchten Kritiker, dass die EZB mit dem Kauf von Staatsanleihen den Reformeifer in Krisenländern bremst. Denn damit werden deren Kosten zur Aufnahme neuer Schulden gedrückt.
In den nächsten Monaten muss sich jetzt zeigen, ob die Geldspritze der EZB tatsächlich nützt oder ob die Wirkung rasch verpufft. Und ob Mario Draghi allenfalls schon bald nachlegen muss.
Schweiz bleibt unter Druck
Mit dem Entscheid der EZB bleibt der Druck auf den Schweizer Franken hoch. Denn das EZB-Programm schwächt eben den Euro – und stärkt im Gegenzug den Franken. Der Eurokurs ist heute ja bereits leicht gefallen. Und das ist für die Schweizer Wirtschaft weiter eine sehr schwierige Situation.
Zwar geht die Schweizerische Nationalbank immer noch davon aus, dass der Euro-Kurs nicht auf Dauer knapp unter einem Franken bleibt, sondern sich wieder ein wenig erholt. Aber niemand weiss, wie es mit dem Wechselkurs wirklich weitergeht. So aber können Unternehmen nun, Anfang Jahr, keine saubere Planung machen. Ausserdem wird bereits wieder über Lohnsenkungen diskutiert. Eine solche Unsicherheit ist immer Gift für die Wirtschaft.