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International Den Griechen geht das Geld aus – auch für Schweizer Medikamente

Im krisengeschüttelten Land werden die Medikamente knapp, und zwar auch jene aus der Schweiz. Doch nicht nur das fehlende Geld der Hellenen dezimiert das Angebot. Auch Parallelimporte können veranlassen, dass die Medikamente nicht unmittelbar dorthin gelangen, wo sie dringend benötigt werden.

Während auf der politischen Bühne über das Schicksal Griechenlands gestritten wird, drohen dem Land immer mehr Güter auszugehen. So etwa Medikamente, die oft im Ausland eingekauft werden müssen – mit dem Geld, das immer weniger wird. Auch aus der Schweiz kommen viele Medikamente.

Die Exporte der Schweiz nach Griechenland sind nach der Einführung des Euro stark angestiegen. Auf ein Volumen von über 1,6 Milliarden Franken. Mit dem Beginn der Krise ist die Ausfuhr aber ebenso rasch wieder zurückgegangen – auf zuletzt 900 Millionen Franken im Jahr 2014.

Pharmaindustrie macht Mammut-Anteil der Exporte aus

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Der mit Abstand grösste Anteil der Exporte fällt auf den Bereich der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Deren Lieferungen machen zuletzt rund drei Viertel aller Ausfuhren nach Griechenland aus.

Weil sie auch in diesem Jahr in der Zahl gesunken sind, klaffen in griechischen Apotheken immer mehr Lücken in den Medikamenten-Schubladen. Die Apotheker können die Bedürfnisse ihrer Kunden bald nicht mehr erfüllen.

Insulin war rar und wird immer rarer

Wo der Bedarf am grössten ist, erklärt Stayroula Themeli, Apothekerin in Athen: «Wir haben vor allem bei Insulin und Medikamenten gegen Epilepsie Schwierigkeiten. Diese waren schon vorher rar, und nun ist es noch schwieriger, sie zu bekommen.»

Noch gibt es auf dem gesamten griechischen Markt genügend Medikamente. Die Vorräte nehmen aber ab. Die Bestände der Grossverteiler sind in den letzten Tagen um 30 Prozent geschrumpft, weil diese nur gegen Vorkasse bestellen und liefern können.

Zahlungsverzögerungen sind im griechischen Gesundheitswesen nichts Neues. Bereits im Jahr 2012 hat die globale Pharma-Industrie mit Griechenland eine Art Schuldenschnitt ausgehandelt. Damals verzichteten viele Pharmafirmen – so auch die in der Schweiz – auf einen Teil ihrer Ausstände.

Leute, die an der Not verdienen wollen

Doch laut Thomas Cueni, Geschäftsführer von Interpharma, gibt es noch eine andere Schwierigkeit: «Wenn man ein lebenswichtiges Medikament nach Griechenland schickt, ist man überhaupt nicht sicher, dass auch ein griechischer Patient dieses Medikament erhält. Denn es gibt und gab nach wie vor grosse Parallelimporte – weil es Leute gibt, die an der Krise verdienen wollen.»

Will heissen: Es ist nicht nur das fehlende Geld, dass die Medikamenten-Vorräte in griechischen Apotheken schrumpfen lässt.

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