Im umkämpften Osten der Ukraine ist es in den vergangenen Tagen zu den heftigsten Kämpfen seit dem Ausbruch der Krise gekommen. Nach Aussagen des ukrainischen Armeesprechers Wladislaw Selesnjow wurden 300 Separatisten getötet.
Eine Bestätigung dieser Zahl gab es bisher keine. Ein Führer der pro-russischen Milizen sprach aber von «schweren Verlusten» am Vortag. Die Ausrüstung der Rebellen sei den Waffen der Armee unterlegen gewesen. Laut Militärsprecher Selesnjow wurden bei den Kämpfen sieben Soldaten getötet und 30 weitere verletzt.
Die Truppen stiessen nahe der Stadt Krasni Liman aufeinander, welche sich seit Anfang Monat unter Kontrolle der ukrainischen Armee befindet. Separatisten haben nach Angaben des Militärs versucht, die Absperrung zu durchbrechen. Auch heute Freitag kam es erneut zu kämpfen. Diesmal 100 Kilometer von der russischen Grenze.
Russland verteidigt Truppenaufmarsch
An der Grenze sorgt derzeit auch der Aufmarsch russischer Soldaten für Aufregung. Nato-Sekretär Anders Fogh Rasmussen hatte Russland wegen des militärischen Muskelspiels kritisiert. In Moskau zeigte man sich irritiert über die Rüge aus dem Westen.
Bei der Verstärkung an der Grenze handle es sich um die vom Westen selbst geforderte Sicherung des Gebiets, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Präsident Putin habe dies bereits «vor Wochen» mit den westlichen Partnern besprochen. Die Kritik sei «verwunderlich», sagte Peskow nach Angaben der Agentur Interfax.
Der Westen hatte Russland zuvor mehrfach vorgeworfen, die Grenzregion zur Ukraine zu wenig zu kontrollieren. Dadurch gelängen immer wieder Waffen und pro-russische Separatisten in die umkämpften Regionen des Nachbarlands.
Die Ukraine hat das Problem nun nach eigenen Angaben selbst angepackt. Laut Verteidigungsministers Michailo Kowal haben ukrainische Truppen die vollständige Kontrolle über die Grenze zu Russland zurückerlangt. Damit würden Lieferungen von Waffen und militärischer Ausrüstung an die Separatisten unterbunden.
Warten auf den Friedensplan
In dieser aufgeheizten Lage wollte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko heute Freitag einen Friedensplan vorlegen. Diesen hatte Poroschenko im Vorlauf bereits mit Kremlchef Wladimir Putin und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel besprochen.
Mit dem Friedensplan ist Poroschenko laut SRF-Korrespondent Christoph Franzen seinen Wahlversprechen treu geblieben. Der Präsident verspreche den Menschen im Osten der Ukraine mehr Mitspracherecht und mehr finanzielle Unterstützung. «Aber das soll alles in einer einheitlichen Ukraine geschehen», so Franzen. Das heisst die Separatisten müssten ihre Waffen abgeben. Ob sie das tun sei aber äusserst fragwürdig.
Der Friedensplan von Präsident Poroschenko sieht eine Feuerpause, sowie eine Amnestie für Aufständische und die geplante Dezentralisierung der Macht vor.