- Die Bergungsarbeiten dauern an.
- Weitere Nachbeben erschüttern die Region – Gebäude sind eingestürzt.
- Rom will 50 Millionen Euro Soforthilfe bereitstellen.
- Der Zivilschutz vor Ort bestätigt 278 Opfer. Fast 400 Menschen sind verletzt.
- Das EDA hat keine Kenntnis von Schweizern, die vom Erdbeben betroffen sind.
Zweieinhalb Tage nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien ist die Suche nach Vermissten in der Region um die Apennin-Bergstadt Amatrice voll im Gange. Mit Drohnen, Helikoptern, Spürhunden und blossen Händen: Feuerwehrleute, Militärs und ehrenamtliche Helfer sind rund um die Uhr im Einsatz, um Vermisste aus den Trümmern zu befreien.
Derweil gab es auch erste Versuche der Plünderung. In Amatrice wurde ein Mann festgenommen, der in ein Haus eindringen wollte, teilte die Polizei mit.
Stadtbild ändert sich durch Nachbeben andauernd
Auf einer grossen Wiese unweit von Amatrice ist ein Helikopter-Pilot des italienischen Heeres zum Start bereit. «Ich überfliege die Stadt, damit wir uns nach den Einstürzen infolge des letzten schweren Erdstosses am Freitagvormittag ein Bild machen können. Wegen der ständigen Nachbeben ändert sich das Szenario Amatrices kontinuierlich. Das erschwert die Arbeit der Rettungsteams erheblich», sagt Roberto.
Wo Drohnen und Helikopter nicht hinkommen, schaffen es Ace und Mambo, zwei Border Collies, die extra aus Malta eingetroffen sind, um den Rettungsteams in Amatrice bei der Suche nach Überlebenden Hilfe zu leisten. «Als wir vom Erdbeben in Italien gehört haben, haben wir keine Sekunde lang gezögert und sind ins Flugzeug nach Rom gestiegen.
Amatrice nicht mehr zu retten?
Der vom Erdbeben verwüstete Ort Amatrice in der italienischen Region Latium ist nach Einschätzung des Bürgermeisters nicht mehr zu retten. «Amatrice muss komplett dem Erdboden gleichgemacht werden», sagte Sergio Pirozzi.
Im historischen Zentrum, das noch aus dem Mittelalter stammt, sei kein Gebäude mehr intakt. «Wir wollen (die Stadt) am gleichen Ort, vielleicht in gleicher Form und mit der gleichen Ästhetik aufbauen.»
Amatrice gehörte zu den «schönsten Dörfern Italiens», eine Kategorisierung, für die die Orte bestimmte kulturelle und architektonische Kriterien erfüllen müssen. Der Ort war am Mittwoch von dem Beben besonders getroffen worden, mehr als 200 Menschen kamen in Amatrice ums Leben.
Brücken beschädigt
Nach dem schweren Erdbeben in Italien und mehreren starken Nachbeben sind die Zufahrtswege zum völlig zerstörten Ort Amatrice weitgehend unpassierbar. Mehrere Brücken seien so stark beschädigt, dass sie nicht mehr benutzt werden könnten, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.
Jetzt gebe es nur noch eine funktionierende Brücke, die «Ponte Rosa», die jedoch ebenfalls vom Einsturz bedroht sei. «Die Situation ist prekär», sagte Bürgermeister Sergio Pirozzi. «Wenn die Brücke nachgibt, haben wir keine Verbindung mehr zur Aussenwelt.» In dem Dorf, das als eines der schönsten Italiens galt, werden noch immer mindestens 15 Menschen vermisst.
Mehrere Erdstösse erschütterten die Katastrophenregion in Mittelitalien. Das stärkste Nachbeben ereignete sich am Freitag um 6.28 Uhr und hatte nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte eine Stärke von 4,8 auf der Richterskala. Das Zentrum lag demnach in elf Kilometern Tiefe in der Provinz Rieti, nicht weit von dem Ort Amatrice entfernt.
Renzi betont «moralische Pflicht»
- SRF-Korrespondent: «Die Zahl der Opfer wird noch stark steigen» SRF-Korrespondent: «Die Zahl der Opfer wird noch stark steigen»
- «Solche Erdbeben kann es jederzeit wieder geben» «Solche Erdbeben kann es jederzeit wieder geben»
- Schwere Erdbeben in Italien – ein Überblick Schwere Erdbeben in Italien – ein Überblick
Unterdessen hat die Regierung einen schnellen Wiederaufbau der zerstörten Orte versprochen. «Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden», sagte Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats am Donnerstagabend. «Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes.»
Zudem rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte Hilfsgelder von 50 Millionen Euro zu. Auch die Erdbebenvorsorge müsse verbessert werden. «Das muss unsere Hausaufgabe für die Zukunft sein», so Renzi.
Verheerende Bilanz
Beim Erdbeben in der Nacht auf Mittwoch kamen mindestens 278 Menschen ums Leben. Das hat der italienische Zivilschutz bestätigt. Demnach starben in Amatrice 218 Menschen. Weitere 49 Menschen kamen in Arquata um und 11 in Accumoli. 387 Personen wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht. Mehr als 900 Nachbeben versetzten seit Mittwochmorgen Überlebende in Angst und Schrecken. Unter den Toten sind auch mindestens acht Ausländer.