«Mit dem 29. August beginnt eine neue Geschichte für Kolumbien», erklärte Präsident Juan Manuel Santos eine Minute nach Mitternacht. Santos schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter: «Die Waffen schweigen. Der Krieg mit den Farc ist vorbei!»
Punkt Mitternacht liess die Feuerwehr in vielen kolumbianischen Städten die Sirenen «für den Waffenstillstand» ertönen. Sie folgte damit einer Aufforderung des Innenministeriums des südamerikanischen Landes.
Einige Stunden zuvor hatte Farc-Chef Timoleón Jiménez – Kampfname: Timochenko – in der kubanischen Hauptstadt Havanna erklärt: «Ich ordne an, dass all unsere Kommandanten, all unsere Einheiten und jeder unserer Kämpfer um Mitternacht das Feuer einstellen und die Feindseligkeiten gegen den kolumbianischen Staat beenden.» Santos hatte am Donnerstag einen Waffenstillstand zum selben Zeitpunkt angeordnet.
Einseitiger Waffenstillstand seit Juli 2015
Die Farc hatten bereits im Juli 2015 einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen, und die Regierung hatte ihre Luftangriffe ausgesetzt. Das nun vereinbarte Ende der Kämpfe war aber die erste beidseitige Einigung auf ein Schweigen der Waffen.
«Wir möchten unseren klaren und eindeutigen Willen zur Versöhnung ausdrücken», sagte Timochenko an die Adresse von Armee, Polizei und Geheimdiensten des Landes. «Rivalitäten und Missgunst müssen der Vergangenheit angehören. Wir bedauern mehr als je zuvor, dass der Krieg so viel Tod und Schmerz verursacht hat.»
Nach vierjährigen Verhandlungen hatten Unterhändler der Farc und der Regierung am Mittwoch in Havanna ein Friedensabkommen zur Beendigung des Konfliktes vereinbart. Die kolumbianische Bevölkerung stimmt am 2. Oktober in einem Referendum über das Abkommen ab. Zuvor wollen die Konfliktparteien den Text feierlich unterzeichnen, voraussichtlich zwischen dem 20. und dem 26. September.
Tausende Kämpfer noch in Verstecken
Dem Abkommen zufolge sollen die über 7000 Farc-Kämpfer ihre Verstecke verlassen und sich ab Montag in Entwaffnungslager unter Aufsicht der UNO begeben. Die Farc-Guerilla soll zur politischen Partei werden, die im kolumbianischen Kongress zunächst zehn Sitze zugebilligt bekommt.
Kämpfer, die sich der Vereinbarung entziehen sollten, würden verfolgt, sagte Santos der Zeitung «El Espectador». Zur Volksabstimmung sagte er, diese werde dem Vertrag die «nötige politische Legitimität» verleihen. Er rief die Bürger zudem auf, mit «Ja zum Frieden» zu stimmen. Die genaue Frage des Referendums soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.