«Die Supermärkte haben sich auf das Plastiksack-Verbot eingestellt», sagt Bettina Rühl. Sie ist Journalistin und lebt in Kenia. Das Verbot von Plastiksäcken trat am vergangenen Montag in Kraft. Die grossen Geschäfte hätten schon im Vorfeld des Verbotes keine Plastiksäcke mehr ausgegeben und einige hätten angefangen, alternative Tragemöglichkeiten anzubieten, etwa Stoffsäcke oder Körbe, sagt die Journalistin.
Ob das Verbot wirklich etwas bringt, wird sich in den ärmeren Vierteln und auf dem Land zeigen
Doch das Hauptproblem, das Verbot durchzusetzen, liege nicht bei den grossen Läden, sagt Rühl: «Ob das Verbot wirklich etwas bringt, wird sich in den ärmeren Vierteln und auf dem Land zeigen. Dort werden auch die Plastiksäcke ausgegeben, die am problematischsten sind.» Rühl meint die ganz dünnen Tüten, die kaum einen Einkauf überstünden und nach Gebrauch vom Wind überall herumgeblasen würden.
Auf dem Land gebe es nicht nur unglaublich viele Händler und Kunden, auch die Landschaft sei schon zugepflastert mit Plastikmüll. «Der Müll hängt in den Büschen, sie sind übersät davon. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie dieser Abfall je wieder entfernt werden soll», sagt Rühl.
Guter Vorsatz, aber nicht neu
Kenia will deshalb rigoros gegen die Vermüllung der Landschaft und der Städte vorgehen. Besitzern von Plastiksäcken drohen umgerechnet bis zu 40'000 Franken Busse oder bis zu vierjährige Haftstrafen. Laut dem UN-Umweltprogramm wurden in Kenia pro Tag geschätzt rund 100 Millionen Plastiksäcke allein von Supermärkten ausgegeben, bis die Regierung dies verboten hat.
Plastiksäcke sind für die Umwelt und die Tiere schädlich. Die Säcke zersetzen sich nicht von selbst und werden von Tieren gefressen. Die Tiere verhungern, denn die Säcke sind unverdaulich und ihr Magen bleibt voll. Deshalb wurden Plastiksäcke schon 2007 und 2011 in Kenia verboten, das Gesetz konnte damals allerdings nicht durchgesetzt werden. Da die Plastiksäcke ein ernsthaftes Umweltproblem darstellen, werden bei Verstössen gegen das Verbot nun drakonische Strafen angedroht.
Ein Kioskverkäufer verdient in fünf Leben nicht so viel Geld, wie eine Busse kostet.»
Gelegenheit für die Polizei
Doch in den rigorosen Strafen für kleine Händler sieht Journalistin Rühl keinen Sinn: «Ein Kioskverkäufer verdient in fünf Leben nicht so viel Geld, wie eine Busse kostet.» Das gebe der Polizei die Gelegenheit, von den Armen Schmiergelder zu erpressen. «Die Polizei kann den kleinen Läden drohen, sie mit 40’000 Franken zu büssen und – damit sie es nicht tut – Schmiergeld verlangen.»
Ruanda, das Nachbarland Kenias, hat das Plastiksack-Verbot 2005 erlassen und auch durchsetzen können. Ruanda wird jedoch autoritärer geführt als Kenia. Trotzdem sieht Rühl die Chance, dass es auch in Kenia klappt: «Man müsste in Kenia die Strafen realistischer ansetzen, damit sie bezahlt werden können», sagt die Journalistin.