«Ich nehme das Mandat der Wähler mit extremer Demut an», sagte Rodrigo Duterte. Noch ist sein Sieg nicht offiziell bestätigt, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. «Ich werde nicht nur in jeder Stunde meines Tages, sondern auch im Schlaf mein Bestes geben.»
Duterte lag am Dienstagmorgen nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen mit gut 38 Prozent uneinholbar vorn, wie die Behörden mitteilten. Ex-Innenminister Mar Roxas kam als Zweiter auf rund 23 Prozent. Es sei nun klar, dass Duterte der nächste Präsident sein werde, sagte Roxas vor Anhängern. Auch die drittplatzierte Grace Poe räumte ihre Niederlage ein.
Lichtblick oder Gefahr
Menschenrechtsaktivisten und der scheidende Präsident Benigno Aquino befürchten einen Rückfall in die Zeiten der Marcos-Diktatur. Der Bürgermeister hat in dem von Korruption und Kriminalität geplagten Land mit mehr als 100 Millionen Einwohnern hartes Durchgreifen angekündigt.
Andere sehen einen Lichtblick: Als erster Präsident aus Mindanao im Süden des Landes ist er vertraut mit den muslimischen Extremisten, die dort mit Terrorkampagnen und Gewalt gegen Einheimische und Ausländer um mehr Autonomie kämpfen. Er habe womöglich bessere Chancen, die Region zu befrieden als Politiker aus der fernen Hauptstadt Manila.
Aufgeräumt mit Kleinkriminellen und Strassenkindern
Während des Wahlkampfs war beim 71-Jährigen jedoch wenig Demut zu spüren. Immer wieder brüstete sich der grossmäulige Macho mit seinen Frauengeschichten und wiederholte, was er mit Kriminellen und Drogendealern machen werde, falls er Präsident werde: «Entweder ihr tötet mich oder ich töte euch.»
Das sind keine leeren Worte, wie der politische Aussenseiter Duterte in den letzten Jahren bewiesen hatte. 22 Jahre lang regierte er als Bürgermeister mit eiserner Faust die südphilippinische Stadt Davao. Laut Menschenrechtsorganisationen wurden während seiner Amtszeit mehr als tausend Menschen von Todesschwadronen in aussergerichtlichen Tötungen umgebracht, mit dem Segen Dutertes. Viele waren Strassenkinder und Kleinkriminelle.
Wachstum für alle
«Lasst euch pensionieren oder sterbt», war denn auch Dutertes Aufforderung an korrupte Politiker. Das war der Grund, wieso ihm bei der Wahl Millionen von Filipinos ihre Stimme gaben. Sie wollen einen Präsidenten, der ihre Strassen endlich wieder sicherer macht.
Und sie wollen einen Präsidenten, der dafür sorgt, dass alle vom guten Wirtschaftswachstum des Landes profitieren, nicht nur die dünne politische Elite, die das Land in den letzten Jahren regiert hat. Duterte hat das versprochen. Zimperlich wird er nicht vorgehen. Schliesslich sagte er bereits im Wahlkampf «Ja, ihr könnt mich Diktator nennen.»